urgewald Washington. - Die Energieprojektfinanzierung der Weltbankgruppe für fossile Energieträger ist rund drei Mal so hoch wie die für klimaschonende erneuerbare Energieträger. Das zeigt eine von der Umweltschutzorganisation urgewald in Auftrag gegebene Studie. Rund 21 Milliarden US-Dollar fließen der Studie zufolge in die Sektoren Kohle, Öl und Gas – lediglich sieben Milliarden in Bereiche wie Solarenergie oder Windkraft.

Allein in den letzten fünf Jahren habe die Weltbank zwölf Milliarden US-Dollar für Projekte ausgegeben, die fossile Industrien unterstützen, heißt es in der Studie. Autorin der Untersuchung ist die langjährige US-Expertin für multilaterale Finanzprojekte Heike Mainhardt, die über 675 Energieprojekte der Weltbankgruppe analysierte.

"Es ist enttäuschend zu sehen, dass die Weltbankgruppe weiterhin so viel öffentliches Geld für fossile Brennstoffe bereitstellt. Damit untergräbt die Bank ihre eigenen Bemühungen für erneuerbare Energiequellen und die Erreichung der Pariser Klimaziele", erklärte Mainhardt. Sie forderte die Bank auf, ihre Finanzierung für Fossile schnell zurückzufahren und Nehmerländern zu helfen, schnell klimaschonende Energiesysteme aufzubauen. "Dies ist der klare Auftrag für den neuen Weltbank-Präsidenten David Malpass."

Mainhardt recherchierte laut urgewalt ausschließlich in den öffentlichen Datenbanken auf den Webseiten der Weltbankgruppe. Zu ihrer Analyse gehörten Energie-Projektkredite für Nehmerländer und Unternehmen, außerdem umfangreiche Finanzprogramme sowie Beratungsdienstleistungen und weitere finanzielle Hilfen für Regierungen in Entwicklungsländern.

In den vergangenen Jahren kündigte die Weltbank mehrfach große Schritte für den Klimaschutz an und bekam dafür viel Lob, so urgewald. So habe sie im Jahr 2013 zugesagt, bis auf wenige Ausnahmen keine finanziellen Hilfen mehr für Kohlekraftwerke zu gewähren.

Die vorliegende Studie zeigt: Die Bank hat seit 2013 den Bau neuer Kohlekraftwerke nicht direkt finanziert, sie fördert solche Projekte jedoch über andere Wege. So habe die zur Weltbankgruppe gehörende Multilaterale Investitions-Garantie-Agentur (MIGA) im März 2016 eine Finanzgarantie in Höhe von 783 Millionen US-Dollar für Darlehen der Deutschen Bank und der japanischen Mizuho Bank genehmigt. Diese seien gedacht für den südafrikanischen Energiekonzern Eskom, zur Unterstützung eines "Kapazitätserweiterungsprogramms". Das Geld solle unter anderem Übertragungsleitungen finanzieren, die vor allem Strom aus neuen Eskom-Kohlekraftwerken transportieren werden.

"In solchen Fällen umgeht die Bank ihr Versprechen keine Kohlekraftwerke zu finanzieren. Sie ermöglicht weiter die Infrastruktur, die es braucht um gewaltige Kohlekraftwerke zu betreiben", kritisierte Mainhardt.

Ende 2017 verkündete die Weltbank, sie werde nach dem Jahr 2019 keine Gelder mehr für die Suche nach Öl und Gas und deren Förderung vergeben. Setzt die Bank dieses Versprechen konsequent um, würde ihre Unterstützung für fossile Sektoren insgesamt stark zurückgehen. Allerdings enthüllt die vorliegende Studie: Die Bank halte immer noch Kapitalanteile an mindestens zwölf Explorations- und Förderprojekten für Öl und Gas mit einem Gesamtwert von mindestens 512 Millionen US-Dollar. "Wir erwarten von der Weltbank, dass sie diese Beteiligungen nun zügig abstößt", sagte Mainhardt.

Der Studie zufolge hat die Bank seit 2014 in mindestens zehn Ländern Vorhaben unterstützt, die Öl-, Gas- oder Kohle-Geschäfte subventionieren, etwa durch niedrigere Steuern und weitere Anreize. Seien Gas- und Ölquellen erst einmal gefunden und angebohrt, könne die Weltbank diese klimaschädlichen Sektoren auch nach ihrer Zusage von 2017 weiterhin mit Geld versorgen – etwa für Raffinerien oder Pipelines. Schon jetzt finanziere sie einige der größten Öl- und Gasprojekte weltweit, zum Beispiel die von Umwelt- und Menschenrechts-NGOs scharf kritisierte TANAP Gas-Pipeline in der Türkei mit 800 Millionen US-Dollar an Krediten.

In Ghana habe die Weltbank die Entwicklung des Offshore-Gasfeldes Sankofa mit Kreditgarantien und Darlehen in Höhe von 935 Millionen US-Dollar gefördert, berichtete Mainhardt. Damit treibe sie auch die Erschließung gigantischer Ölfelder voran.

Ute Koczy, Weltbank-Campaignerin bei urgewald, erklärte: "Mit solchen Geschäften sorgt die Weltbank dafür, dass die Erde noch jahrzehntelang durch Treibhausgase erhitzt wird. Dabei zeigt der jüngste Wirbelsturm im Südosten Afrikas mit aller Härte, dass die Klimakrise vor allem eine für die Ärmsten ist. Die Weltbank muss raus aus Kohle, Öl und Gas, will sie ihr hehres Ziel der Armutsbekämpfung nicht beschädigen. Sie sollte sich für eine Kohlenstoffsteuer bei der Rohstoffgewinnung einsetzen, die fossile Energieträger effektiv zurückdrängt. Der Aufbau dezentraler, erneuerbarer Energiesysteme gehört ins Zentrum ihrer Arbeit."

=> Studie – "World Bank Group Financial Flows Undermine the Paris Climate Agreement"

Quelle: www.urgewald.org 


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