Büste von Pol PotMarburg (epo.de). - Opferbeteiligung ist ein wichtiges Element für die Identifikation der Bevölkerung mit dem Friedensprozess und wenn sich Nichtregierungsorganisationen (NRO) um die Aufarbeitung der Vergangenheit bemühen, können sie eine zentrale Rolle in Friedensprozessen spielen. Dieses Fazit ist eines der Ergebnisse eines eintägigen Workshops, den Marburger Wissenschaftler vom Zentrum für Konfliktforschung (ZfK) sowie vom Forschungs-und Dokumentationszentrum für Kriegsverbrecherprozesse (ICWC) in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh mit kambodschanischen Nichtregierungsorganisationen durchgeführt haben. Außerdem waren die Uni-Mitarbeiter beratend für die Extraordinary Chambers in the Courts of Cambodia (ECCC), dem Khmer Rouge Tribunal, tätig.

Im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit den Extraordinary Chambers in the Courts of Cambodia (ECCC), und der Universität Hannover (Prof. Dr. Henning Radtke) hatte das Forschungs- und Dokumentationszentrum für Kriegsverbrecherprozesse (ICWC) in den vergangenen Monaten umfängliche Analysen historischer Prozesse für die Richter und Ankläger des Tribunals erarbeitet. Diese wurden einer hochkarätig besetzten Runde aus internationalen Richtern, Anklagevertretern sowie Ermittlungsrichtern und weiteren Mitarbeitern des Tribunals vorgestellt. Es wurde vereinbart, die Beratungstätigkeit für das Gericht, "die als Vorbild für zukünftige nationale und internationale Diskussionsrunden dienen kann, weiter fortzuführen und zu intensivieren", so die Mitteilung aus Marburg. Die vom ICWC bereitgestellten Unterlagen und Analysen stehen nunmehr im Intranet des Gerichts für alle Abteilungen zur Verfügung.

Die Beteiligung von Opfern in den Prozessen gegen Hauptverantwortliche des Regimes der Roten Khmer stand im Mittelpunkt des Workshops im Dezember. In der Zeit von 1975 bis 1979 haben die Roten Khmer unter der Führung von Pol Pot etwa 1,7 Millionen Menschen umgebracht. 30 Jahre nach diesen Verbrechen hat sich die noch lebende Führungsriege der Roten Khmer nun endlich vor einem mit internationalen und kambodschanischen Richtern besetzten Tribunal zu verantworten. Dabei ist es den Opfern möglich, sich an dem Prozess als Nebenkläger zu beteiligen, was in der internationalen Strafjustiz ein Novum darstelle, so die Erklärung des ICWC. Diese Möglichkeit der Beteiligung führt in Kambodscha unter anderem dazu, dass sich viele Nichtregierungsorganisationen zusammen mit internationalen Gebern um die gesellschaftliche Aufarbeitung der Verbrechen bemühen.

Ziel des Workshops war es, gemeinsam mit kambodschanischen Nichtregierungsorganisationen, internationalen Gebern und Mitarbeitern des Gerichts Maßnahmen und Möglichkeiten von Opferbeteiligung zu diskutieren. Es ging um Fragen wie die betroffene Bevölkerung erreicht werden könne, welche Entschädigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen und welche Rolle die Aufarbeitung vergangener Verbrechen für einen stabilen Frieden spielt.

Der Workshop in Kambodscha wurde vom auswärtigen Amt gefördert und von den Marburger Wissenschaftler vom Zentrum für Konfliktforschung (ZfK) sowie vom Forschungs- und Dokumentationszentrum für Kriegsverbrecherprozesse (ICWC) http://www.icwc.de/index.php?id=1 in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg ausgerichtet. Alle Seiten kamen überein, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Kambodscha bleibe ein wichtiger Regionalschwerpunkt der Arbeit beider Marburger Zentren.

Foto: Büste Pol Pots im Tuol-Sleng-Museum, Bild: Albeiro Rodas, Kambodscha, July 2006; Quelle: Wikipedia

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