oecd 80Paris. - "Soziale Ungleichheit untergräbt das Wohl der Menschen, sie behindert das Wirtschaftswachstum und ist doch in vielen Ländern so stark ausgeprägt wie seit Jahrzehnten nicht." Das hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-operation and Development, OECD) am Montag in Paris betont. Politische Maßnahmen mit dem Ziel, die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen, könnten nur erfolgreich sein, wenn sie neben der Einkommensverteilung auch den Zugang zu guter Bildung, zu Gesundheit und öffentlichen Infrastrukturen berücksichtigen, so ein neuer OECD-Bericht.

Wie aus dem Bericht "All on Board: Making Inclusive Growth Happen" hervorgeht, profitierten vom Wachstum der vergangenen Jahre vor allem die ohnehin schon Wohlhabenden. Das durchschnittliche Einkommen der obersten zehn Prozent lag 2010 in den OECD-Ländern beim 9,5-Fachen dessen, was die untersten zehn Prozent erhielten. Vor 25 Jahren kamen die Reichsten nur auf sieben Mal so viel.

Dieser Trend tritt laut OECD vor allem in den englischsprachigen Ländern hervor: In den Vereinigten Staaten etwa floss knapp die Hälfte des zwischen 1978 und 2007 erzielten Einkommenszuwachses auf die Konten des reichsten Prozent der Bevölkerung. In Kanada waren es immerhin noch 37 Prozent, in Australien und Großbritannien 20 Prozent. Seit der Finanzkrise sei die Kluft zwischen Arm und Reich sogar noch schneller gewachsen.
    
"Ungleichheit schwächt unsere Gesellschaften und unsere Volkswirtschaften", sagte der Generalsekretär der OECD, Angel Gurría. "Es reicht nicht, Maßnahmen für ökonomisches Wachstum zu ergreifen, wir müssen auch sicherstellen, dass die Früchte dieses Wachstums jedermann zugutekommen."

Investitionen in Bildung und Kompetenzen beispielsweise könnten dazu beitragen, dieses Doppel-Ziel zu erreichen. Wesentlich sei auch die regionale bzw. lokale Regierungsebene. Ihr komme die Aufgabe zu, in bessere Wohnverhältnisse, öffentliche Verkehrsmittel und Training für benachteiligte Gruppe zu investieren. Auf der anderen Seite kann die aktive Förderung von sozial ausgewogenem Wachstum laut Bericht den Regierungen dabei helfen, eine massive Vertrauenskrise zu bewältigen. Nach jüngsten Ergebnissen vertrauen in OECD-Ländern zurzeit nicht einmal die Hälfte aller Menschen der Regierung ihres Landes.

"All on Board" ist Teil einer OECD-weiten Agenda für sozial ausgewogenes Wachstum und Wohlergehen. Die Publikation geht aus dem sogenannten NAEC-Projekt hervor, das ökonomische Herausforderungen auf unkonventionelle Weise meistern will (New Approaches to Economic Challenges), um so den Ursachen der jüngsten Krise besser Rechnung zu tragen.

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