medicoFrankfurt. - Internationale Politik verkümmert immer stärker zu akutem Krisenmanagement. Das hat die Hilfs- und Menschenrechts-Organisation medico international auf ihrer Jahrespressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt am Main beklagt. "Zum bedauerlichen Zustand gegenwärtiger Politik zählt, dass sie immer wieder erstaunt auf Missstände reagiert, die sie zuvor selbst befördert hat", sagte medico-Geschäftsführer Thomas Gebauer.

Die Politik beschäftige sich nicht mit den Ursachen, sondern versuche reaktiv, die wachsenden Gefahren abzuwehren, erklärte Gebauer. "Dieses Politikversagen kann ein mehr an Hilfe nicht auffangen."

Gebauer kritisierte den aktuellen Menschenrechtsdiskurs, der bei Militäreinsätzen immer wieder geführt werde. "Im Kern geht es dabei um die Stabilisierung bestehender Privilegien und Ungleichheit", so Gebauer. Militarisierung sei der falsche Weg. Verantwortung komme nicht in Militäreinsätzen zum Ausdruck, sondern in einer Politik, die Verwirklichungschancen erhöhe.

Martin Glasenapp, Referent für Nahen und Mittleren Osten, berichtete von der schwierigen Arbeit der lokalen medico-Partner inmitten des syrischen Bürgerkriegs und von der prekären Lage der Flüchtlinge im Nordirak. medico international ist seit vielen Jahren in den kurdischen Gebieten des Nordiraks in Kooperation mit dem Verein Haukari tätig, insbesondere in der Region Germian, einer extrem unterentwickelte Region mit einer höchst traumatisierten Bevölkerung, wie Glasenapp erläuterte, weil hier 1988 die gesamten Dörfer zerstört und die Bevölkerung im Zuge der Anfal-Operation von Saddam Hussein zu Hunderttausenden getötet oder verschleppt worden sei.

Das Gebiet liegt unmittelbar an der aktuellen Frontlinie zu ISIS und ist von Bagdad aus nicht mehr erreichbar. Derzeit befinden sich dort etwa Zehntausend Flüchtlinge. medico international beteiligt sich an der humanitären Hilfe zur Unterstützung der Familien, die unter extremer Hitze (50 Grad im Schatten) und Wassermangel leiden. "Es ist eine Ironie der Geschichte, dass die Kurden, die im Nahen Osten immer verfolgt wurden, jetzt all denen, die vor Gewalt und religiösem Terror fliehen, Schutz und Obdach anbieten", sagte Glasenapp.

Auch in Syrien, in Syrisch-Kurdistan und im Libanon fördert medico international lokale Organisationen und steht den Flüchtlingen in Not zur Seite. Die Programme haben in diesem Jahr einen Umfang von rund 800.000 Euro.

medico international konnte im vergangenen Jahr insgesamt 93 Projekte in 29 Ländern fördern. Die Spendensumme stieg auf 4,7 Mio. Euro. Erfreulich ist aus medico-Sicht die Entwicklung der Fördermitgliedschaften, die im Berichtszeitraum wieder um rund 10 Prozent gestiegen seien. Die Zuschüsse von öffentlicher Seite sanken leicht auf 5,4 Mio. Euro.

Auch 2013 erhielt medico das Spendensiegel des "Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen" (DZI). Die Aufwendungen für Werbung und Verwaltung lagen bei 7,82 Prozent der Gesamtausgaben. Laut DZI-Kriterien gelten Verwaltungskosten unter 10 % als niedrig.

Jahresbericht 2013 mit Projektbeispielen und ausführlichem Zahlenwerk: www.medico.de/jb2013

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