unicef neu 150Köln. - Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF ist besorgt über den Anstieg von Kinderehen syrischer Mädchen, die nach Jordanien geflohen sind. Eine neue UNICEF-Untersuchung zeigt, dass bereits jedes dritte Mädchen im Kinder- und Jugendalter verheiratet wird. Vor Ausbruch des Krieges in Syrien und der Flüchtlingskrise waren 13 Prozent der syrischen Mädchen bei ihrer Heirat jünger als 18 Jahre, mittlerweile sind es 32 Prozent. Bereits im vergangenen Jahr hat UNICEF einen deutlichen Anstieg von Frühehen unter den Flüchtlingen in Jordanien beobachtet.

Im Jahr 2013 wurden in Jordanien 9.681 Ehen von Mädchen im Alter von 15-17 Jahren registriert. Das waren nach Angaben von UNICEF 13,2 Prozent der registrierten Ehen. Innerhalb der syrischen Flüchtlingsgemeinde in Jordanien liegt der Anteil der Kinderehen bei 25 %.

"Mädchen, die vor ihrem 18. Geburtstag heiraten, tragen ein erhöhtes Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt. Häufig werden sie auch missbraucht. Weil sie die Schule früh verlassen haben, sind ihre Möglichkeiten Geld zu verdienen gering, und sie geraten in einen Teufelskreis der Armut", erklärte Robert Jenkins, Leiter von UNICEF in Jordanien.

Die UNICEF-Studie dokumentiert eine bislang wenig beachtete Entwicklung in Folge des seit nunmehr dreieinhalb Jahre anhaltenden Konflikts in Syrien. Nach Angaben von UNICEF sind die häufigsten Gründe für Kinderehen die verbreitete Armut unter den Flüchtlingen, die Suche nach Schutz für die Töchter und die Sehnsucht, dem Stress und der Gewalt in den Familien zu entkommen. Bereits vor dem Konflikt lag der Anteil der Frühehen in Syrien im internationalen Vergleich relativ hoch – eine problematische Tradition in der Region, die durch die Krise verschärft wird, so UNICEF.

Schicksale wie das der 16-jährigen Yasmine sind unter den Flüchtlingen keine Seltenheit mehr: Vor neun Monaten wurde sie verheiratet. Ihr Mann ist 24 Jahre alt. "Als ich jung war, habe ich davon geträumt Mode zu entwerfen, aber das ist vorbei. Ich bin im fünften Monat schwanger. Manchmal bin ich wütend. Dann denke ich, es hat mit den körperlichen Veränderungen zu tun." Yasmine floh vor zwei Jahren vor dem Krieg in Syrien nach Jordanien.

In Jordanien liegt das Mindestheiratsalter bei 18 Jahren – allerdings sind Ausnahmen offiziell möglich. UNICEF setzt sich zusammen mit seinen lokalen Partnern, UN- und Nichtregierungsorganisationen und religiösen Führern für Aufklärung und Prävention von Kinderheiraten ein. So werden Gespräche über dieses sensible Thema zwischen Mädchen organisiert. Mädchen erhalten psychologische Unterstützung und Unterricht in einfachen Fertigkeiten, um Perspektiven zu entwickeln. Auch Mädchen, die bereits verheiratet sind, werden unterstützt.

Das internationale Bündnis gegen Zwangsverheiratung von Mädchen Girls not Brides geht davon aus, dass jedes Jahr 14 Millionen Mädchen vor dem 18. Lebensjahr verheiratet werden und schätzt, dass zwischen 2010 und 2020 insgesamt 142 Millionen Mädchen im Kindesalter verheiratet werden.

Die Konsequenzen von Kinderehen sind, das Mädchen einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt werden und mit höherer Wahrscheinlichkeit arm bleiben. Auch der Bildungsstand und die Perspektiven der Mädchen werden durch eine frühe Ehe eingeschränkt. Als Kind haben sie auch kaum Entscheidungsmacht über sich und ihr Leben, was gesundheitliche Risiken in Bezug auf frühe Schwangerschaft und Krankheiten mit sich bringt. Das Risiko, bei der Geburt eines Kindes zu sterben, liegt bei unter 15-jährigen Mädchen fünf Mal höher als bei Frauen in den 20ern. Die Abhängigkeit dem meist sehr viel älteren Ehemann gegenüber setzt die Mädchen auch einem erhöhten Gewaltrisiko aus. Mädchen, die nicht zur Schule gehen, sind weltweit am stärksten von Frühehen betroffen – ihr Risiko verheiratet zu werden ist sechsmal höher als bei Mädchen, die eine weiterführende Schule besuchen.

Die Bekämpfung von Kinderehen soll daher auch in die post- 2015 Entwicklungsagenda aufgenommen werden, fordert Girls not Brides.
 
Die Länder in denen Mächen besonders oft verheiratet werden etabliert sind Niger, die Zentralafrikanische Republik, Tschad, Bangladesh und Guinea.

Quellen: girlsnotbrides.org | unicef.de


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