unicefAmman. - Das Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben die erste Phase der größten Impfkampagne aller Zeiten gegen Kinderlähmung im Nahen Osten abgeschlossen. Trotz der Gewalt in Syrien konnte UNICEF in den vergangenen Monaten dort 2,9 Millionen Kinder gegen Polio impfen. Allerdings blieben rund 765.000 Kinder unter fünf Jahren in umkämpften Gebieten in Syrien ganz oder teilweise ausgeschlossen. Insgesamt erhielten 25 Millionen Kinder in sieben Ländern (Ägypten, Irak, Iran, Jordanien, Libanon, den Palästinensischen Autonomiegebieten, Syrien und der Türkei) eine Schluckimpfung gegen die gefährliche Erkrankung. Die Massenimpfkampagne war notwendig geworden, nachdem im vergangenen Herbst erstmals seit 14 Jahren Kinderlähmung in Syrien wieder aufgetaucht war.

"Trotz immenser Schwierigkeiten lief die erste Phase der Kampagne ohne Unterbrechungen, breit und vor allem schnell. Dies war möglich durch den großen Einsatz von unzähligen Gesundheitshelfern und Freiwilligen in Syrien und seinen Nachbarländern – zum Teil unter gefährlichen Bedingungen", erklärte Maria Calivis, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika. "Die Arbeit ist aber noch lange nicht getan. In den kommenden Monaten müssen wir dringend mehr Kinder in umkämpften Gebieten in Syrien und im Irak erreichen."

Der Report "Outbreak in the Middle East - War in Syria opens the door to an old enemy: Polio" von UNICEF und WHO macht vor allem die Krise in Syrien für den Ausbruch der Kinderlähmung verantwortlich. Weil dort seit 2011 keine Routineimpfungen mehr stattfinden, sei nur noch jedes zweite syrische Kind geschützt. Nach Angaben von UNICEF sind schätzungsweise 60 Prozent der Krankenhäuser zerstört oder schwer beschädigt und nur noch jeder dritte Krankenwagen funktionsfähig. Hinzu komme, dass die Versorgung mit Impfstoffen und die Kühlkette vielfach unterbrochen sind. Viele Flüchtlinge in Syrien und in den Nachbarländern leben in beengten und unhygienischen Verhältnissen – ideale Voraussetzungen für die Verbreitung des Virus.

"Polio ist nach Syrien zurückgekehrt und verschärft die humanitäre Tragödie. Wir mussten mit sehr begrenzten Mitteln auf die in der Region lange vergessene Gefahr reagieren – ein Virus, der keine Grenzen oder Checkpoints kennt und in großer Geschwindigkeit nicht nur Kinder in Syrien, sondern in der ganzen Region infiziert", warnte Chris Maher von der Weltgesundheitsorganisation.

Mehr als 6,5 Millionen syrische Kinder sind heute auf lebensrettende humanitäre Hilfe angewiesen. Um Polio wieder zu stoppen, muss die Gewalt in Syrien und in Irak aufhören. Helfer müssen ungehinderten Zugang zu bislang schwer erreichbaren Kindern bekommen. Dies bedeutet, laut WHO, dass Gesundheitshelfer sichere und freie Durchfahrt erhalten und medizinische Fahrzeuge und Kühlanlagen in Syrien geschützt werden. Eltern müssen über die Polio-Gefahr aufgeklärt und motiviert werden, ihre Kinder impfen zu lassen.

Dem Bericht zufolge, wurden bisher 36 Kinder in Syrien durch Polio gelähmt. 25 von ihnen stammen aus dem stark betroffenen Bezirk Deir Ez Zour, fünf aus Aleppo, drei aus Idlib, zwei als Al-Hassakeh und eines aus Hama.

Das Risiko einer Ausbreitung in den Nachbarländern und auch in andere Weltregionen ist nach Angaben der WHO weiterhin hoch. Deshalb sind weitere Impfkampagnen geplant. In Syrien sollen im Oktober und November landesweite Impfaktionen stattfinden; im August bereits auf regionaler Ebene.

Am 30. März 2014 wurde in Irak der erste Poliofall in der Hauptstadt Bagdad offiziell festgestellt. Ein zweiter Fall wurde am 7. April entdeckt. Polioviren, wurden auch in Ägypten, Israel, der Westbank und im Gazastreifen gefunden. Zuletzt wurde am 30. März in Israel eine positive Probe im Abfall gefunden.

Bericht "Outbreak in the Middle East - War in Syria opens the door to an old enemy:Polio"

Quellen: who.int | unicef.de


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