TI CPILondon/Berlin (epo). - Trotz Fortschritten auf internationaler Ebene ist Korruption in 70 Ländern der Erde noch immer weit verbreitet. Wie Transparency International (TI) im neuen Corruption Perceptions Index 2005 berichtet, wird Korruption im Tschad, in Bangladesh, Turkmenistan, Myanmar and Haiti als am weitesten verbreitet wahrgenommen. Diese Länder gehörten zu den ärmsten der Welt, betonte TI am Dienstag bei der Vorlage des Berichts in London und Berlin.

Von den 159 Staaten, die Transparency Internationals Corruption Perceptions Index (CPI) 2005 erfasst, erreichen mehr als zwei Drittel weniger als 5 von möglichen 10 Punkten. Dies deute auf ein "ernsthaftes Korruptionsproblem in der Mehrheit der untersuchten Länder" hin, so TI. Der CPI 2005 bestätige die Doppelbelastung der am wenigsten entwickelten Länder durch Armut und Korruption.

"Korruption ist ein wesentlicher Grund für die Armut in vielen Entwicklungsländern wie auch ein Hindernis, diese zu überwinden" sagte der Vorsitzende von Transparency International, Peter Eigen. "Korruption und Armut spielen zusammen und sperren die Menschen in den betroffenen Ländern in einen Kreislauf des Elends ein. Man muss sich intensiv mit dem Thema Korruption beschäftigen, wenn Hilfsgelder bei der Befreiung der Menschen von Armut spürbare Wirkungen entfalten sollen."

Trotz des bevorstehenden Inkrafttretens der UN Konvention gegen Korruption erreichen laut TI fast die Hälfte der im Index erfassten Staaten weniger als 3 Punkte auf der 10-Punkteskala des CPI. Das deute auf ein "schwerwiegendes Korruptionsproblem" in diesen Ländern hin.

Die Korruption behindere auch das Erreichen des UN Millenniumsziels, die extreme Armut bis 2015 zu halbieren, weil sie Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung unterminiere, die Millionen von Menschen aus der Armutsfalle befreien würden, erkärte TI. Darüber hinaus zeigten umfassende Untersuchungen, dass Auslandsinvestitionen in Ländern, die als korrupt wahrgenommen werden, niedriger sind. Auch dies beeinträchtige die Chancen dieser Länder, ihren Wohlstand zu erhöhen.

Korruption weltweit. Quelle: TI
Korruption weltweit. Die rot markierten Ländern haben
die höchste Korruptionsrate. Grafik ? TI

Wenn Länder ihre Regierungsführung ("governance") verbesseren und Korruption reduzieren, verdienen sie eine "Entwicklungsdividende", aus der sie nach Angaben des World Bank Institute die Kindersterblichkeitsrate reduzieren, das Pro-Kopf-Einkommen erhöhen und die Alphabetisierungsrate steigern können.

Als Anerkennung ihrer Reformanstrengungen wurde im Rahmen der "Highly Indepted Poor Countries" (HIPC) Initiative 19 der ärmsten Länder der Welt eine Reduzierung ihres Schuldendienstes zugestanden. Keines dieser Länder konnte jedoch einen Wert über 4 Punkte auf dem CPI erzielen, was auf ein ernsthaftes Korruptionsproblem hinweise, so TI. Diese Länder seien mit dem erheblichen Risiko konfrontiert, dass Geld in ihren nationalen Budgets, das nicht mehr für den Schuldendienst gebraucht wird, durch Habgier, Verschwendung, und Misswirtschaft verloren gehe.

Die Anstrengungen und die Ressourcen, Länder für den HIPCProzess zu qualifizieren, müssten auch für den Kampf gegen Korruption eingesetzt werden, fordert die Organisation. "Korruption auszurotten und die Verantwortung für Reformen bei den Empfängerländern zu lassen ist essentiell, damit Entwicklungshilfe effektiver gestaltet und die sozialen und wirtschaftlichen Ziele erreichet werden können, die sich die internationale Gemeinschaft gesetzt hat."

"Korruption ist keine Naturkatastrophe: Sie ist kalter und kalkulierter Diebstahl von Lebenschancen von Männern, Frauen und Kindern, die sich am wenigsten schützen können", sagte David Nussbaum, Geschäftsführer von Transparency International. "Die führenden Staats- und Regierungschefs der Welt müssen über Lippenbekenntnisse hinaus ihrem Versprechen gerecht werden, Engagement und Ressourcen einzusetzen, um Regierungsführung, Transparenz und Überprüfbarkeit zu verbessern."

FORTSCHRITTE IM KAMPF GEGEN KORRUPTION

Eine Zunahme in der wahrgenommenen Korruption von 2004 bis 2005 ist laut CPI in den Ländern Costa Rica, Gabun, Nepal, Papua-Neuguinea, Russland, Seychellen, Sri Lanka, Surinam, Trinidad & Tobago und Uruguay gemessen worden. Im Gegensatz dazu weisen im selben Zeitraum eine Anzahl von Ländern und Territorien einen nennenswerten Rückgang in der wahrgenommenen Korruption auf: Estland, Frankreich, Hongkong, Japan, Jordanien, Kasachstan, Nigeria, Katar, Taiwan und die Türkei.

Die jüngste Ratifizierung der UN Konvention gegen Korruption hat für einen nachhaltigen Fortschritt bei der Bekämpfung von Korruption einen globalen rechtlichen Rahmen geschaffen. Die im Dezember 2005 in Kraft tretende Konvention soll die Rückführung gestohlener Gelder beschleunigen, Bankzentren zu Maßnahmen gegen Geldwäsche bewegen, Ländern die Strafverfolgung von ausländischen Firmen und Personen erlauben, die sich auf ihrem Territorium der Korruption schuldig gemacht haben, und die Bestechung ausländischer Beamte verbieten. Einkommensschwache Staaten, die die Konvention ratifizieren und implementieren, werden einen Vorsprung im Wettlauf um Auslandsinvestitionen und Wirtschaftswachstum haben.

Wohlstand ist TI zufolge keine Vorbedingung für eine erfolgreiche Kontrolle der Korruption. Eine neue Langzeit-Auswertung des CPI, die von Prof. Graf Lambsdorff von der Universität Passau durchgeführt wurde, habe gezeigt, dass die wahrgenommene Korruption in einkommensschwachen Ländern wie Estland, Kolumbien und Bulgarien signifikant abgenommen hat.

Reichere Länder dagegen, wie Irland und Kanada, mussten im Laufe der vergangenen zehn Jahre einen Anstieg der Korruptionswahrnehmung verzeichnen. Anhand dieser Entwicklung werde deutlich, "dass auch die wohlhabenden Länder, die im CPI vorn liegen, für den Erhalt eines Klimas der Integrität kämpfen müssen", betont TI.

Die Verantwortung im Kampf gegen die Korruption dürfe nicht allein den armen Ländern zugeschoben werden, erklärte TI. Neben der Bekämpfung von Korruption im eigenen Land müssten die reicheren Länder dafür sorgen, dass ihre Firmen nicht in korrupte Praktiken im Ausland verwickelt sind. Missetäter müssten strafrechtlich verfolgt und von der Vergabe öffentlicher Aufträge ausgeschlossen werden. Auch die Welthandelsorganisation habe Möglichkeiten, zum nachhaltigen Fortschritt im Kampf gegen Korruption beizutragen. Sie müsse eine aktivere Rolle spielen, um Transparenz und Maßnahmen gegen Korruption im globalen Handel zu befördern.

TI fordert eine wirksame Koordinierung zwischen Regierungen, dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft, um die Effizienz und Nachhaltigkeit bei der Korruptionsbekämpfung und "Good Governance"-Anstrengungen zu verbessern

Der Corruption Perceptions Index ist eine Zusammenfassung von Umfragen, die die Wahrnehmungen von Geschäftsleuten und Länderanalysten wiedergibt, die z.T. in den genannten Ländern, z.T. außerhalb ansässig sind. Der diesjährige Corruption Perceptions Index basiert auf 16 Erhebungen von zehn unabhängigen Organisationen. Er bietet eine Momentaufnahme, ohne den Anspruch zu haben, jährliche Trends aufzuzeigen.

ransparency International
Corruption Perception Index 2005 (PDF)


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