gfbvGöttingen. - Die Behörden des Sudan müssen UN-Friedenstruppen die unabhängige Untersuchung einer Massenvergewaltigung von mehr als 200 Frauen und Mädchen in Darfur gestatten, fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). „Wenn die Berichte von Augenzeugen sich bestätigen, dann wurde am vergangenen Wochenende eine der schlimmsten Massenvergewaltigungen in der Geschichte Darfurs verübt“, sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen.

„Sexuelle Gewalt macht Frauen im Westen des Sudan das Leben zur Hölle und verhindert jeden friedlichen Wiederaufbau. Die Straflosigkeit von Vergewaltigungen in Darfur muss endlich aufhören. Die Täter müssen vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden", so Delius.

Die GfbV hat 604 Vergewaltigungen seit März 2014 im Westen des Sudan dokumentiert. „Wir gehen davon aus, dass dies nur ein Bruchteil der tatsächlich begangenen Verbrechen ist, da viele Gewalttaten aus Angst vor Ausgrenzung aus Familie und Gesellschaft nicht angezeigt werden.“

Sudanesische Behörden hatten am Dienstag einem Untersuchungsteam der UNAMID-Friedenstruppen den Zugang zu dem Dorf Tabit (Provinz Nord-Darfur) verwehrt, in dem am vergangenen Freitag und Samstag die Massenvergewaltigung stattgefunden haben soll. Augenzeugen hatten die Blauhelme alarmiert. „Die Vereinten Nationen müssen auf freien Zugang zum Tatort und auf einer unabhängigen Untersuchung des Geschehens bestehen, um Straflosigkeit in Darfur wirksam zu bekämpfen und die Glaubwürdigkeit der UN-Mission, die die Zivilbevölkerung vor neuer Gewalt schützen soll, zu unterstreichen.“

Auslöser der Gewalt gegen die Frauen von Tabit war das Verschwinden eines Soldaten aus einer benachbarten Garnison. Der Kommandeur des Militärstützpunktes hatte den Dorfbewohnern ein Ultimatum gestellt, den Verbleib des Soldaten zu klären. Viele Männer waren daraufhin aus der Siedlung geflohen. Soldaten der Garnison übten Vergeltung und vergewaltigten die in dem Dorf zurückgebliebene Frauen und Mädchen. Der Kommandeur soll die Schuld seiner Soldaten inzwischen eingeräumt haben.  

Massenvergewaltigungen dieses Ausmaßes sind nach GfbV-Recherchen trotz des anhaltenden Krieges in Darfur selten. Zwar werden jede Woche neue Vergewaltigungen gemeldet, doch meist sind es Einzelfälle oder Gruppen von bis zu fünf Frauen, die überfallen werden. Die Täter sind meist sudanesische Soldaten oder Milizionäre regierungsnaher paramilitärischer Gruppen, die Vergewaltigung als Kriegswaffe einsetzen, um die Zivilbevölkerung systematisch einzuschüchtern.

Gesellschaft für bedrohte Völker
Pressereferat
www.gfbv.de


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