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Amsterdam. - Die führenden Pharmaunternehmen der Welt tun mehr, um den Zugang zur medizinischen Versorgung in Entwicklungsländern zu verbessern. Sie hätten in den letzten beiden Jahren neue Initiativen gestartet, verstärkte Anstrengungen unternommen und Innovationen geschaffen, so der am Montag veröffentlichte "2014 Access to Medicine Index". Allerdings tue sich die Branche in einigen wesentlichen Bereichen schwer damit, gute Ergebnisse zu erzielen.

Zum vierten Mal steht GlaxoSmithKline (GSK) bei dem Index, der von einer niederländischen Stiftung aufgestellt wird, an der Spitze. Ausschlaggebend hierfür seien solide Ergebnisse in den meisten Bereichen, mit mehreren neuartigen Vorgehensweisen, so die "Access to Medicine Foundation". Das Unternehmen besitze ein innovatives Geschäftsmodell mit dem Fokus auf Afrika, habe ein großes relevantes Portfolio, ein erheblicher Anteil seiner Pipeline sei auf wichtige Krankheiten ausgerichtet und es unerhalte zahlreiche zugangsorientierte Partnerschaften zur Teilung von gewerblichen Schutzrechten.

Novo Nordisk hat laut Index die größten Fortschritte gemacht und sich in fünf der sieben Bereiche, auf die sich die Indexanalyse konzentriert, verbessert. Damit ist dem Unternehmen ein Sprung vom 6. auf den 2. Platz gelungen. Zum Teil zurückzuführen ist dies laut Access to Medicine Foundation darauf, "dass seine Zugangsaktivitäten gut gesteuert werden, in seine Geschäftsstrategie integriert und gezielt auf lokale Bedürfnisse abgestimmt sind". Dies gelte auch für zugangsorientierte Preisstrategien bei Diabetes-Präparaten in allen am wenigsten entwickelten Ländern (Least Developed Countries).

Eisai hat sich in den vergangenen Indizes stets steigern können und verbesserte sich um vier Plätze von Platz 15 auf 11. Sanofi und Pfizer sind im Ranking am deutlichsten abgerutscht, während sich Astellas, Daiichi Sankyo und Takeda nach wie vor im unteren Bereich der Liga bewegen.

"Nachdem wir das, was und wie wir messen, verfeinert haben, können wir nun ein sehr viel klareres Bild von den Stärken, Schwächen, Fortschritten und Problemen der Industrie und von den Voraussetzungen für Unternehmen, die beim Zugang zur medizinischen Versorgung an der Spitze stehen wollen, vermitteln", erklärte Wim Leereveld, Gründer und CEO des Access to Medicine Index. "Zwar gehört kein Unternehmen in allen von uns analysierten Bereichen zu den ersten 5, aber die führenden Unternehmen schneiden tendenziell in den meisten Bereichen gut ab, auch wenn sie unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Unternehmen mit Spitzenleistungen bemühen sich fortlaufend um Innovationen und müssen im Allgemeinen in mehreren Bereichen innovativ sein, um ihre Position zu halten."

Der Access to Medicine Index ist nach eigener Darstellung eine unabhängige Initiative, die ein Ranking der führenden Pharmaunternehmen der Welt nach ihren Aktivitäten für Millionen von Menschen in Entwicklungsländern aufstellt, die keinen zuverlässigen Zugang zu sicheren, wirksamen und erschwinglichen Arzneimitteln, Impfstoffen und anderen medizinischen Technologien haben.

Der Index wird alle zwei Jahre veröffentlicht. Er bewertet Unternehmen nach ihren Aktivitäten und Innovationen, ihrer Transparenz und ihren Verpflichtungen in sieben Bereichen, die für einen verbesserten Zugang zur medizinischen Versorgung als wesentlich angesehen werden. Die Unternehmen werden anhand von 95 Faktoren in diesen Bereichen klassifiziert. Dazu gehören die Forschung und Entwicklung, inwieweit sie Bemühungen zur Entwicklung von Generika ihrer Präparate unterstützen oder boykottieren und wie sie ihre Preise in Entwicklungsländern gestalten. Lobbying-Aktivitäten, Ethik im Marketing, Produktspenden und andere karitative Tätigkeiten werden ebenfalls bewertet.

"An der Spitze des Index stehen nicht notwendigerweise Unternehmen mit der größten Marktpräsenz. Wir haben festgestellt, dass vier Unternehmen zurzeit 50 Prozent aller relevanten Präparate herstellen. Am meisten produziert dabei Sanofi, gefolgt von Novartis, GSK und Pfizer. Diese Unternehmen sind jedoch über den Index verstreut”, sagte Jayasree K. Iyer, Forschungsleiterin beim Access to Medicine Index. "Das bedeutet, dass ihr Platz im Index weniger damit zu tun hat, wie viele Produkte sie haben, als vielmehr, was sie mit ihren Produkten machen. Nach unseren Erkenntnissen ist das wiederum eng mit der Bedeutung verbunden, die man dem Zugang zur medizinischen Versorgung in der Unternehmensleitung beimisst."

Infektionen der unteren Atemwege, Diabetes, Leberzirrhose (Hepatitis), HIV/AIDS und Malaria finden bei Unternehmen insgesamt die größte Aufmerksamkeit, während den Gesundheitsbedingungen von Müttern und Neugeborenen verhältnismäßig weniger Beachtung geschenkt wird, so Iyer. Kaum beachtete Tropenkrankheiten stünden aber nicht mehr ganz so im Hintergrund wie noch vor zwei Jahren, weil Spendenprogramme aufgestockt worden seien und es eine Handvoll neuer Projekte zur Entwicklung von Wirkstoffen gebe, zum Teil in Partnerschaft mit internationalen Organisationen.

Quelle: www.atmindex.org


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