Stuttgart (epo). - Die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" hat einen effizienteren Kampf gegen den Hunger gefordert. "Vor allem die ländlichen Gebiete und die Kleinbauern müssen stärker gefördert werden, denn der weit überwiegende Teil der Armen und Hungernden lebt auf dem Land", erklärte Reinhard Koppe, Leiter des Teams Grundsatz und Entwicklungspolitik von "Brot für die Welt" zum Erscheinen des "Social Watch Report Deutschland 2005". Dieser befasst sich in diesem Jahr mit den Thema "Handeln statt Versprechen. Soziale Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung".
Immer weniger Mittel der Entwicklungshilfe kämen der Landwirtschaft und den ländlichen Gebiete zugute, kritisierte Koppe. "Obwohl die Ernährungssicherung ein Schwerpunkt ist, fließen lediglich sechs bis acht Prozent der Mittel in den Agrarsektor. Auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit schließt sich diesem Trend an", so Koppe. Diese Entwicklung müsse umgekehrt werden.
Koppe forderte die künftige Bundesregierung auf, deutlich mehr Mittel in die Förderung des Agrarsektors zu investieren. Die landwirtschaftliche Beratung für die armen Zielgruppen müsse verstärkt werden. Die Vermittlung neuer ertragsreicher Produktionstechniken dürfe nicht allein den wohlhabenden und innovationsfreundlichen Betrieben zu Gute kommen, sondern gerade die ärmsten Bevölkerungsgruppen müssten davon profitieren.
Zudem appelliert Brot für die Welt an die neue Bundesregierung, sich verstärkt in dieser Richtung in der Entwicklungszusammenarbeit zu engagieren und das Recht auf Nahrung, das im UN-Sozialpakt verankert ist, konsequent umzusetzen. Auch dürfe ein neues Agrarabkommen im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO die Entwicklungsländer nicht zu einer weiteren Öffnung ihrer Agrarmärkte zwingen. Entwicklungschancen armer Kleinbauern im Süden dürften nicht durch unfaire, subventionierte Billigexporte der Europäischen Union zunichte gemacht werden.
"Brot für die Welt" hat nach eigenen Angaben in zehn Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas Studien zu den Ursachen, der Verbreitung und den Bekämpfungsmöglichkeiten von Hunger in Zusammenarbeit mit Partnern durchgeführt. Landlosigkeit, mangelnde Arbeitskraft aufgrund von Alter, Krankheit und Migration, niedriger Bildungsstand sowie der Zusammenbruch der Sozialhilfesysteme werden darin als die wichtigsten Gründe für Hunger und Unterernährung festgestellt. Extrem betroffen seien Frauen sowie Kleinbauern und Landlose.