worldvision Großmutter Kind Bekaa 720

Berlin. - Millionen Syrienflüchtlinge werden über 2017 hinaus Hilfe benötigen. Das hat die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision am Mittwoch in Berlin erklärt. Weil der Konflikt weiter ungelöst bleibt, seien zunehmend Maßnahmen für Flüchtlinge notwendig, die auf mehrere Jahre angelegt sind. Am Donnerstag stellen die Vereinten Nationen in Berlin den neuen Strategieplan für die Flüchtlinge der Syrienkrise (3RP) in Berlin vor. 

Die Syrienkonferenz stellt den Hilfsbedarf für das kommende Jahr für die Syrienkrise vor – der nach Einschätzung vieler Experten größten humanitären Herausforderung der Nachkriegszeit. Das World Food Program (WFP) musste die Hilfe erst vor kurzem vorläufig einstellen. Aber auch jetzt ist die Unterstützung für 1,6 Millionen syrische Flüchtlinge nur bis Januar gesichert.

"Kurzfristige humanitäre Hilfe reicht nicht mehr aus", sagte Martin van de Locht, Bereichsleiter Internationale Programme bei World Vision Deutschland. "Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht. Wir sehen deshalb einen wachsenden Bedarf an langfristiger Unterstützung wie Rehabilitationsmaßnahmen, Traumabehandlung und dauerhaften Unterkünften." Eine Aufstockung der finanziellen Hilfe durch die Weltgemeinschaft sei dringend erforderlich, zumal die Hauptaufnahmestaaten der Flüchtlinge, wie Libanon und Jordanien, an ihre Belastungsgrenzen gelangt seien.

Knapp vier Jahre nach dem Ausbruch des Konflikts ist Syrien in vielen Teilen zerstört. Die Hälfte der Bevölkerung befindet sich auf der Flucht. 3,2 Millionen Menschen haben sich in Nachbarstaaten geflüchtet. Sie sind dort auf lebenserhaltende Hilfen angewiesen.

World Vision nimmt am Donnerstag in Berlin einem Treffen teil, bei dem die UN den Regional Refugee and Resilience Plan (3RP) vorstellen werden, mit dem auf den wachsenden Bedarf und die fehlende Finanzierung der Syrien-Flüchtlingshilfe reagiert wird. An dem Plan haben verschiedene UN-Organisationen, Hilfsorganisationen und die Hauptaufnahmeländer der Flüchtlinge mitgewirkt. Er löst den derzeit geltenden Regionalen Hilfsplan 6 ab und soll die bestehende Flüchtlingshilfe mit den Entwicklungsplänen der jeweiligen Gastländer verknüpfen. Außerdem soll mit dem Syria Response Plan (SRP) eine Strategie für künftige Hilfsmaßnahmen in Syrien vorgestellt werden.

World Vision fordert die internationale Gemeinschaft dazu auf, den 3RP-Prozess mit vollem Engagement zu unterstützen. Wichtig seien mehr flexibler Finanzhilfen sowohl für die humanitäre als auch für die langfristige Hilfe für besonders gefährdete Flüchtlinge und Gastgemeinden.

3RP soll mehr als 5 Millionen Flüchtlinge und Menschen in Dörfern und Städten erreichen, die Flüchtlinge aufgenommen haben, in den fünf Hauptaufnahmestaaten Libanon, Jordanien, Türkei, Irak und Ägypten. Weitere 20 Millionen Menschen sollen indirekt davon profitieren. Der Plan entstand unter gemeinsamer Leitung des UN- Flüchtlingshochkommissariats UNHCR und des UN-Entwicklungsprogramms UNDP.

"Wir hoffen, dass der 3RP-Plan dazu führen wird, dass sich die Lebensumstände für viele Menschen in der Region wieder verbessern," sagte Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland. "Ein weiterer wichtiger Schritt muss nun ein Friedensprozess sein. Nur wenn es gelingt, die Syrienkrise zu beenden, können die Menschen wieder Hoffnung schöpfen und an ihrer Zukunft arbeiten".

World Vision ist seit mehreren Jahrzehnten mit langfristigen Entwicklungsprojekten in der Region präsent und leistet in Libanon und Jordanien seit Beginn der Syrienkrise Nothilfe für Flüchtlinge. Seit dem Beginn des Konflikts in Nordirak ist World Vision auch dort mit Hilfsteams für Flüchtlinge im Einsatz. Die Organisation fordert eine Friedensinitiative für Syrien, in der sich Deutschland als Vermittler engagiert.

Foto: © Simone Siddiqui, World Vision: Eine Großmutter und ihr Enkelkind vor einer informellen Zeltsiedlung im Bekaa-Tal, Libanon 

Quelle: worldvision.de