unesco education report 720

Paris. - Nur ein Drittel der Weltgemeinschaft hat die sechs Bildungsziele erreicht, zu denen sie sich im Jahr 2000 selbst verpflichtet hat. Lediglich in der Hälfte der Länder erhalten alle Kinder eine Grundschulbildung. Positiv wird vermerkt, dass heute etwa 50 Millionen mehr Kinder in die Schule gehen als noch 1999. Das geht aus dem aktuellen UNESCO-Weltbildungsbericht hervor, der am 9. April in Paris, Neu Delhi und New York vorgestellt wurde.

Er zieht die Bilanz des weltweiten UN-Aktionsprogramms "Bildung für alle", in dem vor 15 Jahren verbindliche Ziele für das Jahr 2015 festgeschrieben wurden: Ausbau der frühkindlichen Bildung, Grundschulbildung für alle Kinder, Absicherung der Lernbedürfnisse Jugendlicher, die Reduzierung der Analphabetenrate unter Erwachsenen um die Hälfte, die Überwindung von Geschlechterdisparitäten und die Verbesserung der Bildungsqualität.

Laut UNESCO muss die internationale Gemeinschaft zusätzlich 22 Milliarden US-Dollar pro Jahr aufbringen, um frühkindliche Bildung und Grundbildung für alle Menschen weltweit sicherzustellen.

"Die Welt hat große Fortschritte hin zu 'Bildung für alle' gemacht", sagt die UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova. "Millionen mehr Kinder besuchen eine Schule als es nach Trends der 1990er Jahre der Fall wäre. Doch sind wir weit davon entfernt, unsere Ziele erfüllt zu haben. Die Weltgemeinschaft braucht spezifische, mit ausreichenden finanziellen Mitteln vorangebrachte Strategien, welche den Schwerpunkt auf die Ärmsten – insbesondere Mädchen – legen, die Bildungsqualität verbessern und die Analphabetenrate reduzieren."

In 52 Prozent der Länder werde das Ziel der universellen Grundschulbildung erreicht, so der Bericht. Dies bedeute, dass immer noch 100 Millionen Kinder weltweit die Grundschule nicht abschließen. Da man sich zu wenig um Kinder in schwierigen Lebensumständen kümmere, sei die Wahrscheinlichkeit, die Grundschule abzuschließen, unter den Ärmsten global fünfmal geringer als unter den Reichsten. Ein Drittel aller Kinder, die weltweit nicht zur Schule gehen, lebt in konfliktreichen Regionen.

Nur einem Viertel der Länder ist es gelungen, in den 15 Jahren des Aktionsprogramms die Analphabetenrate unter Erwachsenen um 50 Prozent zu senken. Zwar fiel die Analphabetenrate unter Erwachsenen in diesem Zeitraum von 18 Prozent auf 14 Prozent. Dieser Fortschritt sei aber fast vollständig darauf zurückzuführen, dass besser gebildete junge Menschen das Erwachsenenalter erreichten. Nach wie vor sind fast zwei Drittel der Analphabeten Frauen. So kann in Subsahara-Afrika jede zweite Frau nicht lesen und schreiben.

Die Schüler-Lehrer-Relation verbesserte sich zwischen 1990 und 2012 in 121 von 146 erfassten Ländern. Allerdings werden immer noch vier Millionen zusätzliche Lehrer benötigt, um alle Kinder zu beschulen.

Seit 2000 haben viele Regierungen ihre Bildungsausgaben wesentlich erhöht, 38 Länder um mindestens ein Prozent ihres Bruttonationaleinkommens. Dennoch bleibt die Finanzierung das größte Hindernis, um die grundlegenden Bildungsziele zu erreichen. Die internationale Gemeinschaft müsse gemeinsam mit den Regierungen Möglichkeiten finden, die jährliche Finanzlücke von 22 Milliarden US-Dollar zu schließen, so der Weltbildungsbericht.

Sandra Dworack, Oxfam-Bildungsexpertin und Sprecherin der Globalen Bildungskampagne kommentierte den Bericht: "Viel zu oft entscheiden Armut, Wohnort, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit oder Behinderung darüber, welche Bildungschancen Menschen haben. Das Risiko, die Grundschule nicht beenden zu können, ist für Kinder aus sehr armen Familien heute fünf Mal höher als für solche aus sehr reichen."

Desweiteren sagte sie: "Wir müssen einen anderen Weg einschlagen und die gebührenfreien öffentlichen Bildungssysteme stärken. Das ist nur möglich, wenn der Staat die nötigen Finanzmittel dazu hat. Arme Länder müssen deshalb dringend ihre Steuersysteme ausbauen und die Einnahmen verstärkt in öffentliche Bildung investieren. Zudem brauchen sie die Unterstützung der reichen Länder."

Die Autoren fordern, dass die zurzeit verhandelte UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung die Erkenntnisse des Berichts  berücksichtigt. Zukünftige Bildungsziele müssten spezifisch, relevant und realistisch sein und einen Schwerpunkt auf Bildung für benachteiligte Gruppen legen.

=>  Global Monitoring Report 2015: Education for All 2000-2015 -Achievements and challenges

Image: © UNESCO

Quelle: unesco.org | oxfam.de


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