Wien. - Durch eine anonyme Einzahlung konnte die Finanzierungslücke von 2,4 Mio. US Dollar, die für die vollständige Finanzierung der Entschädigungen der Opfer von Rana Plaza noch fehlte, geschlossen werden. Bei dem Einsturz des Fabrikgebäudes in Bangladesch kamen im April 2013 über 1.100 Menschen ums Leben. Es dauerte über zwei Jahre bis Zahlungen von Bekleidungsunternehmen die erforderliche Entschädigungssumme von 30 Mio. USD erreichten. Das hat die Clean Clothes Campaign am Dienstag in Wien berichtet.

Die Arbeiterinnen von Rana Plaza nähten T-Shirts, Hosen und Jacken für 31 international tätige Bekleidungsunternehmen. Die Näherinnen wurden von den Fabrikbetreibern unter Androhung ihrer Entlassung gezwungen, zur Arbeit zu erscheinen, obwohl das Gebäude wegen schwerer Baumängel am Tag vor dem Einsturz bereits behördlich gesperrt worden war. Die Clean Clothes Kampagne forderte in den letzten zwei Jahren beharrlich von internationalen Modemarken für die Entschädigung der Opfer aufzukommen. Über eine Million KonsumentInnen in ganz Europa haben dieses Anliegen unterstützt. In Österreich organisierte die Clean Clothes Kampagne gemeinsam mit Fashion Revolution Austria zuletzt am 24. April, dem zweiten Jahrestag der Katastrophe, zahlreiche Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer und informierte über die Fair Fashion Szene.

Zu diesem Zeitpunkt fehlten dem Fonds noch 2,4 Mio. USD der erforderlichen 30 Mio. USD. Ein anonymer Spender übermittelte, wie am Montag bekannt wurde, die ausstehende Summe. "Auf diesen Tag haben wir lange gewartet und hingearbeitet. Wenn nun alle Familien, die von diesem Unglück betroffen sind, endlich das Geld erhalten, das ihnen zusteht, können sie nun beginnen ihr Leben wieder aufzubauen", so Michaela Königshofer von der Clean Clothes Kampagne und ergänzt: "Dies wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung der vielen Konsumentinnen und Konsumenten, die unsere Kampagne in den letzten zwei Jahren unterstützt haben. Zusammen haben wir erneut bewiesen, dass Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich und Europa sich dafür interessieren, wer ihre Kleidung hergestellt hat – und dass ihr Einsatz einen Unterschied macht."

Der Rana Plaza Entschädigungsfonds wurde im Januar 2014 von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gegründet, um Gelder zu verwalten, die als Entschädigungen an die Opfer von Rana Plaza und ihre Familien gezahlt werden sollten; als Ausgleich für den Einkommensverlust und die Kosten der medizinischen Behandlung, die diese erlitten haben.

"Die komplette Auffüllung des Fonds ist ein großer Sieg – aber die Opfer mussten zwei Jahre auf das dringend benötigte Geld warten", analysierte Michaela Königshofer die Geschehnisse der letzten Jahre  und erläuterte: "Dass Unternehmen mit einem addierten jährlichen Gewinn von über 20 Milliarden Dollar zwei Jahre brauchen und erheblichen öffentlichen Druck, um 30 Millionen US-Dollar zusammenzutragen, ist das skandalöse Ergebnis der Freiwilligkeit der Sozialverantwortung von Unternehmen. Wir müssen nun sicherstellen, dass es Mechanismen gibt, dass solche Entschädigungen von Firmen und Händlern in Zukunft selbstverständlich sind – und nicht erst dann fließen, wenn öffentlicher Druck es unmöglich macht, weiter untätig zu bleiben."

Darüber hinaus fordert die Clean Clothes Kampagne Veränderungen in der Gesetzgebung, sodass die Opfer zukünftiger Unglücke schneller Unterstützung bekommen. Die Kampagne appelliert daher an europäische PolitikerInnen und Regierungen, eine bessere Regulierung für die Lieferketten von Unternehmen festzuschreiben, sodass Firmen und Händler für diese in Zukunft zur Verantwortung gezogen werden können.

=> Liste der Spender

Foto: © Clean Clothes Campaign

Quelle: cleanclothes.at


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