Eschborn. - Deutschland ist ein "Global Player" - aber muss noch lernen, diese Rolle konstant auszufüllen. Dieses Bild ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, die am Dientag in Eschborn veröffentlicht wurde. Die GIZ hat Menschen aus aller Welt dazu befragt, wie sie Deutschland sehen.
Anders als noch bei der Vorgängerstudie im Jahr 2012 bescheinigten die Befragten Deutschland nun zunehmend eine internationale Führungsrolle. Nach Angaben der GIZ begrüßen viele diese neue Rolle sogar ausdrücklich. Gleichzeitig leiten sie daraus erhöhte Ansprüche an Deutschland ab und fordern zum Beispiel mehr Visionen für Europa, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft.
"Die Welt braucht eine aufgeklärte Weltmacht. Deutschland ist aufgeklärt, aber nicht energisch genug, seine Meinung zu verbreiten", hieß es beispielsweise aus Großbritannien. Viele Gesprächspartner nannten die Ukraine-Krise als Beispiel, die zur Zeit der Befragung hoch aktuell war. Hier sei Deutschland ein zentraler Protagonist bei der Vermittlung zwischen der Ukraine und Russland gewesen. Mit diesem diplomatischen Auftreten habe es sich positiv von anderen Vorgehensweisen wie denen der USA abgehoben. Zugleich wunderten sich viele Gesprächspartner über "zauderndes Verhalten", über zu viel "Demut und Bescheidenheit."
"Die Studie zeigt, dass die Erwartungen an Deutschland mit dem zunehmenden Engagement noch weiter gestiegen sind", sagte der stellvertretende Vorstandssprecher der GIZ, Christoph Beier.
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht wünschten sich viele der Interviewten mehr Mut, beispielsweise zu Innovationen. Zwar fand der deutsche Mittelstand viel Lob als Motor der Wirtschaft. Doch insbesondere den Anschluss an den digitalen Wandel drohe Deutschland zu verpassen. "Wo ist denn das deutsche Silicon Valley?", fragte einer der Gesprächspartner.
Die deutsche Energiewende beschäftigte ebenfalls zahlreiche Gesprächspartner - und verursachte kritische Nachfragen, aber auch Bewunderung. "Die Energiewende ist ambitioniert, aber Deutschland ist auf dem richtigen Weg", hieß es aus Norwegen. "Ihr führt in dieser Frage die EU an."
Für die Studie wurden 179 Gesprächspartner aus 26 Ländern befragt - darunter Studierende und Ministerpräsidenten. Sie standen in persönlichen, qualitativen Interviews Rede und Antwort, die Raum für individuelle Einschätzungen boten. Insgesamt ist der Blick auf Deutschland deutlich differenzierter als noch bei der ersten Studie. Bei der Befragung standen europäische Länder im Fokus. DR Kongo, Tansania und Südafrika waren aus Afrika vertreten. In Asien wurden Menschen aus Afghanistan, Indien, China, Indonesien, der Mongolei und Vietnam befragt.
=> Studie: Deutschland in den Augen der Welt
Quelle: giz.de