inkota 200Berlin. - Auch drei Jahre nach dem verheerenden Brand in der Textilfabrik Ali Enterprises in Pakistan ist der Textilhersteller Kik seinen Verpflichtungen zur Entschädigung der Opfer noch nicht in vollem Umfang nachgekommen. INKOTA und die Kampagne für Saubere Kleidung sowie die internationalen Gewerkschaftsverbände IndustriALL und UNI haben den Einzelhändler deshalb aufgefordert, die Verhandlungen zu den versprochenen langfristigen Schadensersatzzahlungen an die Opfer nicht länger zu blockieren. Bei dem schwersten Industrieunfall in der Geschichte Pakistans kamen 254 Menschen ums Leben, 55 wurden schwer verletzt.

"Kik hat sein Versprechen gebrochen und die Opfer im Stich gelassen", erklärte Berndt Hinzmann, Referent bei INKOTA für die Kampagne für Saubere Kleidung. "Das ist kein Zeichen einer glaubwürdigen Unternehmenspolitik und macht einmal mehr deutlich, wie wichtig verbindliche Regeln für die Haftbarmachung von Unternehmen sind."

Nach der Katastrophe hatte das Unternehmen mit pakistanischen Vertretern ein sogenanntes Memorandum of Unterstanding unterzeichnet. Mit diesem Abkommen verpflichtete sich Kik rechtsverbindlich zur Zahlung von einer Million US-Dollar Soforthilfe an die Opfer und ihre Familien. Außerdem versicherte Kik, 250.000 US-Dollar für eine bessere Durchsetzung der Arbeitsnormen zu zahlen sowie Verhandlungen über langfristige Schadensersatzzahlungen an die Opfer zu führen.

Seit der Unterzeichnung des Memorandum of Unterstanding am 21. Dezember 2012 hat das Unternehmen zwar eine Millionen US-Dollar Soforthilfe gezahlt. Darüber hinaus ist Kik, nach Angaben von INKOTA den eingegangenen Verpflichtungen aber nicht nachgekommen. Stattdessen wurden die Betroffenen immer wieder hingehalten, wenn es um die Zahlung von langfristigen Entschädigungen für Einkommensverlust, Arztkosten sowie Schmerzen und Leid ging.

"Wir verlieren langsam die Geduld mit Kik, da es seine Versprechen offensichtlich nicht einhält und versucht, den Verhandlungen über Entschädigungszahlungen auszuweichen", so Jyrki Raina, Generalsekretär der Gewerkschaft IndustriALL. "Kik darf nicht länger blockieren, sondern muss den Opfern den ihnen zustehenden Schadensersatz zahlen."

Rifit Bibi verlor ihren Ehemann Muhammad Asghar Khan und muss nun vier kleine Kinder alleine ernähren: "Ich erhalte im Monat die bescheidene Summe von PKR 5.000 (etwa 47 US-Dollar) als Rente, die aber nicht ausreicht, um genug Lebensmittel für meine Kinder zu kaufen. Seit dem Tod meines Mannes führen wir ein erbärmliches Leben."

Bei dem Brand starben über hundert Menschen, weil die Ausgänge der Fabrik versperrt und Fenster vergittert waren. Die Fabrik war SA8000 überprüft und produzierte Kleidung für den Textildiscounter Kik, der 3.200 Filialen in Deutschland, Österreich und Osteuropa unterhält.

=> Offener Brief an Kik

Quelle: inkota.de