Flussaue in der Mongolei. Foto: IGB

Berlin. - Wasser ist in der Mongolei ein rares Gut. Bergbau, Industrie und Weidewirtschaft gefährden vielerorts Grundwasser und Oberflächengewässer. Besonders stark davon betroffen ist das Kharaa-Flussgebiet im Norden der Mongolei, das deshalb als Modellregion für das Projekt "Integriertes Wasserressourcen-Management in Zentralasien" ausgewählt wurde. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin und der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW) bauen dort gemeinsam mit mongolischen Partnern ein innovatives Monitoring-System für Flussauen auf.

"Der Handlungsdruck vor Ort ist groß", sagt Dr. Jürgen Hofmann vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, der seit 2006 in der Mongolei forscht. "Die Probleme liegen vor allem in der Überweidung, Schädigung der Ufervegetation, zunehmender Bodenerosion, unzureichender Abwasserbehandlung und den Auswirkungen des Klimawandels. Zusätzliche Beeinträchtigungen der Qualität des Oberflächen- und Grundwassers werden durch Bergbau, Industrie und Heizkraftwerke verursacht. Die Infrastruktur der Wasserversorgung und -entsorgung ist veraltet. Das Bevölkerungswachstum und der unkontrollierte Zuzug der Landbevölkerung in die Städte verschärfen das Problem."

Bereits seit 2006 untersucht deshalb ein deutsch-mongolisches Forscherteam unter Federführung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), wie die Wasserqualität und Bewirtschaftung der gefährdeten Wasserressourcen in der Mongolei verbessert werden können. Die 3. Projektphase (2015-2018) begann kürzlich mit eine Auftaktveranstaltung zum Thema "Environmental Monitoring" am Geoökologischen Institut der Mongolischen Akademie der Wissenschaften (MAS) in Ulan Bator.

INNOVATIVES MONITORING FÜR FLUSSAUEN

"Gemeinsam mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden bauen wir aktuell ein nachhaltiges, fernerkundliches und GIS-basiertes Monitoring-System für Flussauen und deren Ökosystemfunktionen auf", erklärt Jürgen Hofmann. Diese Informationen seien eine ganz wesentliche Grundvoraussetzung dafür, den Auenzustand zu erfassen, Schutzgebiete auszuweisen und zu überwachen und daraus geeignete Maßnahmenpläne abzuleiten. Auch könnte damit besser beurteilt werden, welche Einsatzorte sich für die semi-mobilen Messstationen zur Erfassung der Wasserqualität eignen.

Von Bedeutung sind im Rahmen des Umwelt-Monitorings vor allem die Vegetationsstruktur und -dichte des gefährdeten Auenwaldes und der Ufervegetation. Durch Überweidung vieler Flussauen hat die Erosion stark zugenommen. In der Folge steigt die Sedimentfracht des Kharaa Flusses stetig an. "Diese Feinsedimente verstopfen den Porenraum der Flusssohle und beeinträchtigen den Lebensraum der Wasserorganismen sowie den Austausch zwischen Grund- und Oberflächenwasser", sagt Hofmann. Da Grundwasser jedoch die einzig nutzbare Trinkwasserquelle darstellt, können Grundwasservorräte oftmals nur durch die Infiltration des Flusswassers aufgefüllt werden. "Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederanpflanzung der Auenvegetation vermindern das Erosionsrisiko, tragen zum Erhalt der Biodiversität und zur Verbesserung des Austauschs zwischen Oberflächenwasser und Grundwasser bei", fasst er zusammen.

Zur Verifizierung der Fernerkundungsdaten setzen die Wissenschaftler Kleindrohnen aus dem Archaeocopter-Projekt der HTW Dresden ein. In einer ersten gemeinsamen Geländekampagne im Sommer 2015 kartierten sie so den Erhaltungszustand ausgewählter Auenwälder. Hierbei zeigte sich, dass die Auenvegetation bereits großflächig degradiert ist und sich die Ufer in einem mittleren bis schlechten Erhaltungszustand befinden. Doch die Forscher fanden auch Relikte von Weichholz- und Hartholzauenwäldern, für deren Erhalt nun Schutzgebietskonzepte entwickelt werden sollen.

Von Beginn an wurden mongolische Behörden und Wissenschaftseinrichtungen eng mit einbezogen. Dadurch möchten die Beteiligten die Fortführung und die Übergabe des Systems auch nach Abschluss der Projektlaufzeit sicherstellen. Im Rahmen des Projekts führen sie zahl- und umfangreiche Schulungen an Hochschulen in Deutschland und der Mongolei wie auch bei den mongolischen Partnerinstituten durch.

Das Verbundprojekt "Integriertes Wasser Ressourcen Management in Zentralasien: Modellregion Mongolei, Phase III (MoMo III)" wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 2,9 Mio. Euro gefördert. Es ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme "Integriertes Wasserressourcenmanagement (IWRM)" im Förderschwerpunkt "Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)".

Foto: Das Luftbild einer Kleindrohne zeigt die stark degradierte, entwaldete Flussaue im Mittellauf des Kharaa. © IGB/Oczipka

Quelle: www.igb-berlin.de 


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