misereorAachen. - Das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR hat auf die zunehmende Gewalt gegen die indigenen Guarani in Brasilien hingewiesen. Durch eine anstehende Verfassungsänderung drohten die Indigenen de facto von ihrem angestammten Land enteignet zu werden, teilte MISEREOR jetzt in Aachen mit.

Während mit den Indigenen Weltspielen in Brasilien demonstrativ ein buntes und friedliches Sportfest indigener Völker gefeiert wurde, spitzt sich die Lage für viele indigene Gruppen zu. "In den vergangenen zwölf Jahren wurden über 570 Indigene im Kampf um ihr Recht auf Land ermordet, über die Hälfte davon im Bundesstaat Mato Grosso do Sul", erklärte MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. Erst Ende August sei der bekannte Guarani-Vertreter Semião Vilhava ermordet worden, im Oktober seien zwei Jugendliche bei einem bewaffneten Angriff verschleppt worden. "Diese systematische Gewalt gegenüber Indigenen darf die brasilianische Regierung nicht dulden", betonte Spiegel.

Hintergrund der Welle von Übergriffen sind MISEREOR zufolge Landkonflikte zwischen indigenen Gemeinden und Großgrundbesitzern. Im Jahr 2007 hatte sich die brasilianische Regierung zwar verpflichtet, den Guaraní einen Teil ihres angestammten Landes im Bundesstaates Mato Grosso do Sul zu überlassen - doch aufgrund des massiven Widerstands von Plantagenbesitzern wurden die Zuweisungen nur selten umgesetzt.

"Bisher garantiert die brasilianische Verfassung indigenen Gruppen das Recht auf Land, doch eine Gesetzesinitiative, die Ende des Monats in die entscheidende Phase geht, droht dieses Schutzrecht zu gefährden", betonte Flávio Vicente Machado, Regionalkoordinator bei der MISEREOR-Partnerorganisation CIMI, der Fachstelle der katholischen Kirche für Indigenenfragen. Die Zuständigkeit für die Ausweisung der Schutzgebiete könne in Zukunft nicht mehr bei der Regierung, sondern beim Parlament liegen, in dem Vertreter der Agrarlobby die Mehrheit ausmachten.

Auch der CIMI, der sich seit 1972 für die Rechte Indigener in Brasilien einsetzt, werde wegen seines Einsatzes für die indigene Bevölkerung von politischen Vertretern der Agrarlobby angegriffen. Machado berichtete von kriegsähnlichen Zuständen in Mato-Grosso do Sul. "Die brasilianische Regierung muss auch die jüngsten Morde aufklären, die Rechte der Indigenen garantieren und Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Gemeinden einleiten", forderte Pirmin Spiegel. Auch die Ausweisung der Guarani-Gebiete müsse weiterhin ernsthaft verfolgt werden.

Partner von MISEREOR rufen international zur Unterstützung des Protests der Guarani-Kaiowá in Mato Grosso do Sul auf.

=> CIMI-Report "Gewalt gegen Indigene in Brasilien" (in englischer Sprache)

Quelle: www.misereor.de 


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