Bangladesh flood period Foto CARE

Berlin. - Was Anpassung an den Klimawandel und dessen Folgen wirklich bedeuten, ist in den meisten Teilen Europas noch Theorie. Palash Mondal aus Bangladesch und Domingos Pangueia aus Mosambik berichteten am Freitag in Berlin auf Einladung von CARE, wenige Tage vor Beginn des UN Klimagipfels in Paris, über zu lange und zu heiße Sommer, Ernteausfälle, Überflutungen und Existenzängste von Bauern und Fischern. In einigen Fällen gelingt es, sich an den Klimawandel anzupassen und zum Beispiel Maniok statt Reis und Mais in Mosambik anzupflanzen. Ansonsten bleibe nur die Flucht in höher gelegene Gebiete oder in die Städte. Besonders für Länder wie Bangladesch und Mosambik gibt es keine Alternative zu einem gerechten und ehrgeizigen Klima-Abkommen.

In Bangladesch merken die Menschen schon seit einiger Zeit, dass sich das Klima verändert. Überflutungen und Zyklone sind mittlerweile eine regelmäßige Erscheinung. Auf ertragreiche Ernten oder Fischfang als Existenzsicherung sei vor allem im Süden kein Verlass mehr. Die kleine Insel South Talpatti, um die sich Bangladesch und Indien noch vor kurzem gestritten hatten, gibt es nicht mehr. So beschrieb Palash Mondal die Situation in einem der ärmsten Länder der Welt, das kaum zum weltweiten CO2-Ausstoß beiträgt. Der ehemalige Journalist hat zuvor unter anderem auch über Umwelt und Klima berichtet und begann sich vor 17 Jahren für den Klimaschutz zu engagieren. Er ist Projektkoordinator bei CARE in Dhaka.

Immer mehr Menschen müssen ihre Heimat verlassen. Die Regierung unterstützt einige Familien finanziell, siedelt sie in andere Teile des Landes um und gibt ihnen Land, das dem Staat gehört. Das sei nicht unumstritten, erklärte Mondal. Er unterstützt sowohl die Regierung als auch die Bevölkerung dabei sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Statt Ziegen zu züchten sei es sinnvoller in Schafe und Enten zu investieren und im Wasser treibende Gärten zu entwickeln.

"Anpassung an den Klimawandel ist sehr wichtig, aber wir stoßen an unsere Grenzen. Abschwächung des Klimawandels ist die einzige nachhaltige Lösung. Das wird nur durch Reduzierung der Emissionen erreicht. Die reichen Länder müssen die armen Länder unterstützen," erklärte Mondal mit Blick auf den Klimagipfel.

Laut CARE reicht dabei das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius nicht aus: "Wir stehen hinter der Forderung von 106 besonders betroffenen Entwicklungsländern und Hunderten von Organisationen, die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu begrenzen. Das Abkommen muss die Tür dafür offen halten", so CARE-Klimaexperte Sven Harmeling.

Domingos Pangueia aus Mosambik stimmt dem zu. Er sieht den Klimawandel als größte Bedrohung für seine Heimat. Die starke Abhängigkeit von der Landwirtschaft mache die Bevölkerung Mosambiks besonders anfällig für den Klimawandel. Aus der südlichen Provinz Gaza seien nach der schlimmsten Dürre seit 50 Jahren Zehntausende Menschen geflohen, berichtete der Klimaaktivist. Die hohe Analphabetenrate in dem Land ist eine zusätzliche Herausforderung für Pangueias Arbeit. Ähnlich wie in Bangladesch sind auch die Menschen in dem südostafrikanischen Land mit den Herausforderungen des Klimawandels konfrontiert und müssen sich anpassen. Neue Aussaat-Kalender und neue Einkommensquellen müssen vermittelt werden. Die Organisation Livaningo unterstützt die Bevölkerung dabei, Aquakultur, Aufforstung und den Anbau von alternativen Kulturpflanzen zu verbreiten.

Auch für Pangueia kann das jedoch nicht die alleinige Lösung sein. Er ist beim Klimagipfel dabei und tauscht sich mit Klimaaktivisten aus anderen Ländern aus. Große Erwartungen an das Treffen der Regierungsvertreter in Paris hat er allerdings nicht. "Die Stimmen von Frauen und der Jugend müssen gehört werden, sie sind am meisten davon betroffen", sagte Pangueia.

"Nicht alle Erdregionen sind gleich betroffen", erklärte Harmeling. "Eine 2 Grad-Erhöhung in Deutschland könnte etwa 4 Grad im Niger bedeuten. Das ist untragbar für Millionen von Menschen, die bereits jetzt schon von Dürren und dem Wetterphänomen El Niño stärker denn je betroffen sind." Laut den Vereinten Nationen wird das Jahr 2015 wohl das wärmste Jahr der Geschichte werden. Dieser Rekord könnte jedoch 2016 bereits wieder gebrochen werden. "Unsere Message ist klar und deutlich: Wenn der Klimawandel nicht drastisch gebremst wird, können wir Armut nicht ausreichend bekämpfen und es wird zu immer weiteren und größeren humanitären Krisen kommen." 

Foto: © CARE/Cyril Le Tourneur d‘Ison - Überflutung in Bangladesch

=> CARE Klimawandel-Broschüre


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