Berlin. - Vor Beginn der Pariser Weltklimakonferenz am 30. November hat die entwicklungspolitische Lobby- und Kampagnenorganisation ONE die Bundesregierung aufgefordert, die Hälfte ihrer internationalen Klimafinanzierung den am wenigsten entwickelten Ländern (Least Developed Countries – LDCs) und kleinen Inselstaaten (Small Island Developing States – SIDS) zukommen zu lassen. Die Transparenz der Klimafinanzierung müsse dabei dringend verbessert werden.
"Die ärmsten Länder der Welt sind am wenigsten verantwortlich für den Klimawandel und am stärksten von seinen Folgen betroffen", sagte der Deutschlanddirektor von ONE, Tobias Kahler. "Industrieländer wie Deutschland stehen hier in der Pflicht, diese Länder zu unterstützen, damit sie in erneuerbare Energien investieren und insbesondere die Landwirtschaft an sich verändernde klimatische Bedingungen anpassen können. Dazu ist bei der Klimakonferenz in Paris eine Prioritätenverschiebung zugunsten der Ärmsten notwendig."
ONE fordert deshalb, dass 50 Prozent der Mittel zur Bewältigung des Klimawandels den LDCs und SIDS zugutekommen kommen sollen. Deutschlands Anteil der Zusagen an diese Länder liege zwischen 18 und 19 Prozent. "Die Klimakonferenz in Paris bietet eine gute Gelegenheit, die ärmsten Länder stärker in den Fokus der Klimafinanzierung zu rücken", so Kahler. "Dort wird sich zeigen, ob Angela Merkel ihren Titel als Klimakanzlerin in den Augen der Ärmsten verdient."
Entscheidende Aspekte bei der Klimafinanzierung sind aus der Sicht von ONE Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Mithilfe der sogenannten "Rio-Marker" markiert die OECD den Teil der Entwicklungshilfe, der für klimabezogene Maßnahmen aufgewendet wird. Kahler sagte dazu: "Weltweit werden 61 Prozent der bilateralen Entwicklungshilfe durch die Rio-Marker gescreent. Es bleibt also unklar, wieviel der übrigen 39 Prozent für die Bekämpfung des Klimawandels investiert wird. Wichtig ist, dass alle Zusagen zur Klimafinanzierung zusätzlich zu bisher versprochenen Entwicklungszusagen gemacht werden. Wir stochern hier noch im Nebel. Die Staaten der Welt haben eine Rechenschaftspflicht. Was wir brauchen, ist 100 Prozent Nachvollziehbarkeit."
Die Förderung der Landwirtschaft sei von besonderer Bedeutung, betonte ONE. Zum einen reagiere sie empfindlich auf veränderte Witterungsbedingungen und zum anderen stelle sie oft die einzige Einnahmequelle für die ärmsten Menschen dar. "In Nigeria beziehen die Ärmsten rund 90 Prozent ihrer Einkünfte aus der Landwirtschaft", so Kahler. "Eine der größten Herausforderungen im Kampf gegen Armut und Hunger besteht darin, diesen Bauern zu ermöglichen, auch bei klimatischen Veränderungen ihren Lebensunterhalt sicher zu bestreiten. Klimapolitik ist auch Entwicklungspolitik."
Quelle: www.one.org