germanwatch 150Paris. - Der am Dienstag in Paris vorgestellte Klimaschutz-Index der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch zeigt Signale für eine bevorstehende Wende beim globalen Klimaschutz. "Weltweit sehen wir in wichtigen Sektoren starke Anzeichen für einen beginnenden Umbau der Energiesysteme", erklärte der Hauptautor des Index, Jan Burck von Germanwatch. "Die Energieintensität der Weltwirtschaft sinkt."

Zudem seien 2013 und 2014 weltweit mehr Kapazitäten im Erneuerbare-Energien-Bereich installiert worden als in den fossilen und nuklearen Energiesektoren zusammen, so Burck. "Das ist ein deutliches Anzeichen für den beginnenden Umbau der Energiesysteme in vielen Staaten. Der Klimagipfel hat nun die Chance die Weichen dafür zu stellen, dass aus diesen Anzeichen eine tatsächliche weltweite Trendwende wird."

Neue Zahlen untermauern Germanwatch zufolge die Möglichkeit dazu. Während die energiebedingten Emissionen 2013 weiter stiegen, scheinen sie 2014 stagniert zu haben - trotz gewachsener Weltwirtschaft.

Dänemark, Großbritannien und Schweden (Plätze vier bis sechs, Gesamturteil: gut) führen den neuen Klimaschutz-Index an. Dänemark liegt zum fünften Mal in Folge vorn - wegen vorbildlicher Programme bei der Förderung der Energieeffizienz und der Erneuerbaren. Der Vorsprung zu den Verfolgern verkleinert sich jedoch - unter anderem wegen Rückschritten beim Klimaschutz unter der neuen Regierung. Die ersten drei Plätze blieben erneut unbesetzt, da noch kein Land weltweit genug tut, um einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern.

DEUTSCHLAND AUF RANG 22

Während Gipfel-Gastgeber Frankreich mit einem Aufstieg um sechs Plätze (Rang 8, gut) zu den Gewinnern gehört (niedrigste Pro-Kopf-Emissionen in der G7, sinkender Emissionstrend), hat Deutschland seine bisher schlechteste Platzierung im vergangenen Jahr nur leicht verbessert (nun Rang 22, Gesamturteil: mäßig). Hauptfaktoren waren Germanwatch zufolge die weiterhin hohen Emissionen wegen der boomenden Braunkohle 2013 bei gleichzeitig verbesserter Politikbewertung für dieses Jahr. Honoriert wurden hier insbesondere der Einsatz der Bundeskanzlerin für ein weltweites Dekarbonisierungsziel beim G7-Gipfel und die konstruktive Haltung bei der Vorbereitung des Klimagipfels. Schwache Noten gab es für die bisher nicht ausreichenden Pläne der Bundesregierung zur Umsetzung der deutschen Klimaziele im Inland.

Die größten Emittenten China (47) und USA (34) haben sich verbessert. Hauptgrund waren bessere Politikbewertungen u.a. wegen massiver Investitionen in Erneuerbare Energien und - vor allem in den USA - die Abkehr von der Kohle. In negativer Hinsicht ragen unter den Industrienationen Australien (59), Japan (58), Südkorea (57) und Kanada (56) heraus. Australien und Kanada waren schon im Vorjahr ganz unten, haben durch die Veränderungen an der Regierungsspitze jedoch Chancen auf eine Verbesserung. Südkorea und Japan sind um mehrere Plätze gefallen - Südkorea wegen der hohen und weiter steigenden Emissionen, Japan wegen Verschlechterungen in fast allen Kategorien.

Ein vielversprechender Trend ist auch der weltweite Rückgang der Kohlenutzung, nach neuesten Studien in diesem Jahr voraussichtlich um 2 bis 4 Prozent. Jan Burck: "Entscheidend ist, dass die aufstrebenden Schwellen- und Entwicklungsländer die Energiewende schaffen, bevor sie eine so große Abhängigkeit von der Kohle erreichen wie die aktuellen Industrienationen. Da insbesondere afrikanische Staaten und Indien (25) vor wichtigen Entscheidungen zu ihren künftigen Pfadabhängigkeiten stehen, spielt die Bereitstellung von Unterstützung für diese Länder eine Schlüsselrolle."

Der Klimaschutz-Index (aktuell die elfte Ausgabe in Folge) wurde als Instrument für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in der internationalen Klimapolitik entwickelt. Auf Basis standardisierter Kriterien bewertet und vergleicht der Index die Klimaschutz-Leistungen von 58 Staaten, die zusammen für mehr als 90% der energiebedingten Emissionen weltweit verantwortlich sind. Die ersten drei Plätze sind bisher in jedem Jahr frei geblieben, da noch kein Land genug tut um einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern.

=> Klimaschutz-Index 2016 (Englisch, Zusammenfassung auch in Deutsch)

Quelle: www.germanwatch.org