Göttingen. - Zum Weihnachtsfest macht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die zunehmende Ausgrenzung und Verfolgung von Christen im Sudan aufmerksam. "Sudans Christen haben während der Jahrzehnte des Bürgerkriegs viel Leid erlebt. Doch dieses Weihnachtsfest ist von Angst und Schrecken geprägt. Denn die sudanesische Regierung betreibt eine rigorose Politik der Islamisierung, besonders seit der Loslösung des überwiegend christlichen Südsudans im Juli 2011. Christen werden massiv an ihrer Glaubensausübung gehindert", berichtete GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen.
Nach Angaben der GfbV wurden am Freitag vergangener Woche wieder zwei Pastoren verhaftet. Im Oktober 2015 waren auf Anordnung der Behörden drei Kirchen zerstört worden. Bei den Verhafteten handelt es sich um die Pastoren Kowa Shamaal und Hassan Abdelrahim von der Sudanesischen Kirche Christi (SCOC). Sie wurden am frühen Morgen von Angehörigen des nationalen Sicherheitsdienstes (NISS) abgeholt. Der NISS ist wegen seiner Menschenrechtsverletzungen und Verstrickungen in Gewalt und Folter berüchtigt.
Die beiden Kirchenleute gehören den ethnischen Gemeinschaften der Nuba an, die in den seit Jahren umkämpften Nuba-Bergen Süd-Kordofans leben, so die GfbV. An ihnen sei in den 90er-Jahren Völkermord verübt worden. Seitdem hätten zehntausende Nuba in der Umgebung der Hauptstadt Khartum Zuflucht gesucht. Immer wieder gebe es zwischen ihnen und den Behörden Konflikte um den Bau von Kirchen für die Flüchtlinge.
Den Familienangehörigen der Festgenommenen und Kirchenmitarbeitern wurden von den Behörden keine Angaben über die Hintergründe der Verhaftungen gemacht. Laut GfbV wird vermutet, dass die Festnahmen auf die Proteste der Pastoren gegen die Zerstörung ihrer Kirchen zurückgehen. Die beiden hatten im Oktober 2015 öffentlich der offiziellen Darstellung widersprochen, eine Kirche der SCOC sei 1998 auf Regierungsland errichtet worden. Die Behörden in der Stadt Omdurman hätten mit dieser Schutzbehauptung versucht, den widerrechtlichen Abriss der Kirche am 27. Oktober 2015 zu rechtfertigen, berichtete die GfbV. Shamaals Kirche in Nord-Khartum sei bereits im Juni 2014 niedergerissen worden.
Die Festnahmen lösten unter Sudans Christen große Furcht vor einer neuen Welle der Verfolgung aus. Am 5. August waren zwei südsudanesische Pastoren der Presbyterianischen Evangelikalen Kirche aus sudanesischer Haft freigekommen. Sie waren festgenommen worden, weil sie gegen die Verfolgung von Priestern protestiert hatten, und fast acht Monate lang inhaftiert. Erst nach massiven internationalen Protesten wurden die Anklagepunkte reduziert, so dass sie nur wegen minder schwerer Delikte verurteilt wurden. Nach ihrer Freilassung suchten sie im Ausland Schutz.
Quelle: www.gfbv.de