wvBerlin. - Das Kinderhilfswerk World Vision hat am Freitag in Kooperation mit der Hoffnungsträger-Stiftung die qualitative Studie „Angekommen in Deutschland - wenn geflüchtete Kinder erzählen“ vorgestellt. Geflüchtete Kinder in Deutschland berichten hier über Fluchtgründe, ihre Erlebnisse, ihre Ängste und Erwartungen an Deutschland.

Zum Anlass für die Studie erklärte der Vorstandsvorsitzende von World Vision Deutschland, Christoph Waffenschmidt: "Wir beobachten, dass geflüchtete Kinder in Deutschland oftmals nur aufbewahrt oder hin- und hergeschoben werden. Dies ist inakzeptabel. Kinder sollten als Chance sowohl für die deutsche Gesellschaft, aber auch für ihre Heimatländer gesehen werden. Von Beginn an müssen größte Anstrengungen unternommen werden, damit Kinder eine gute Bildung bekommen, ihre traumatischen Erfahrungen verarbeiten können und gut integriert werden".

Die Studie befasste sich bewusst mit der Situation begleiteter Kinder, da sie im deutschen Asylsystem einfach ihren Familien zugeordnet und in der öffentlichen Diskussion weniger beachtet werden als unbegleitete Minderjährige. Statt über die Kinder zu reden, wurde außerdem mit ihnen geredet. "Kinder sind sehr gut in der Lage, Aussagen über ihr Wohlbefinden zu treffen und können sich mit mehr Einflussmöglichkeiten besser integrieren", betonte die Pädagogin Prof. Dr. Sabine Andresen von der Goethe-Universität Frankfurt.

World Vision fordert die Verantwortlichen sowohl in Deutschland wie auch den Ländern der Europäischen Union auf, bei allen Entscheidungen, die Kinder auf der Flucht betreffen, in erster Linie für ihr Wohl zu sorgen. Hierzu muss die Hilfe zwischen allen Beteiligten koordiniert werden. Kinder brauchen schnell einen geregelten Alltag, sichere Wohn-, Spiel- und Aufenthaltsräume.

Die Organisation betont auch die Wichtigkeit von Familie für Kinder. Auch im deutschen Grundgesetz ist der Schutz der Familie verankert. Familienzusammenführungen sind demnach zu unterstützen und aktiv zu fördern.

Für geflüchtete Kinder, die nach Deutschland kommen, sind zwei Faktoren entscheidend:

1. Jeder hat das Recht, in anderen Ländern Schutz vor Verfolgung zu suchen.

2. Für Minderjährige gilt in Deutschland seit 2010 uneingeschränkt die UN Kinderrechtskonvention.

Willkürliche Grenzschließungen in Europa verschärfen die humanitäre Krise insbesondere für Kinder. Die Europäischen Länder verletzen mit ihrem aktuellen Handeln oder Nicht-Handeln massiv die Verpflichtungen der UN-Kinderrechtskonvention.

Im vergangenen Jahr befanden sich unter den Flüchtlingen in Deutschland rund 250.000 Kinder. Beinahe jeder dritte Asylantrag in Deutschland betraf ein Mädchen oder einen Jungen unter 18 Jahren. Kinder auf der Flucht leiden. Permanente Unsicherheit und Ängste zurückgeschickt zu werden, belasten sie. Der Verlust von Familienmitgliedern und Beziehungsunterbrechungen überschatten den Alltag.

Die interviewten Kinder sind sehr willig, sich in Deutschland zu integrieren, sie bringen große Ressourcen mit, die sie für ihre Zukunft hier investieren wollen. Die Studie empfiehlt zudem, gute Pilotprojekte, die sich bewährt haben, auch auf andere Standorte auszuweiten.

"Für die Integration von Geflüchteten haben wir ein innovatives Konzept entwickelt, das bundesweit auf großes Interesse gestoßen ist. Neben dem integrativen Wohnen von Einheimischen und Geflüchteten sieht das Konzept auch Angebote für Sozialarbeit, Sprachbildung, Ausbildung und Beschäftigung vor. Die genannten Bausteine tragen dazu bei, dass die neu nach Deutschland gekommenen Menschen schnell ein eigenständiges Leben führen können", so Rudi Yacoub, Hoffnungsträger Stiftung.

Das World Vision-Institut hat bei der Durchführung der Studie mit der Goethe-Universität Frankfurt, dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Hoffnungsträger-Stiftung und der von Steffi Graf gegründeten Stiftung "Children for Tomorrow" zusammen gearbeitet. Dank dieser Kooperation sind gute Zugänge zu geflüchteten Kindern verschiedener Herkunft und in verschiedenen Lebenssituationen möglich geworden, außerdem konnten die geführten Interviews in Bezug zu aktueller Forschung und Praxis gesetzt werden.


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