wvFriedrichsdorf. - Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision hat für die Projekte in Indien die höchste Katastrophenwarnstufe ausgerufen. Mehr als 300 Millionen Menschen sind von einer langanhaltenden Hitzewelle betroffen. Die anhaltende Trockenheit hat dazu geführt, dass mehrmals hintereinander die Ernten ausgefallen sind. Nach Regierungsangaben haben sich seit Anfang des Jahres inzwischen mehr als 200 Bauern aus Verzweiflung das Leben genommen.

Ganz Südasien leide derzeit unter dem Klimaphänomen El Nino und der damit ausgelösten Trockenheit, berichtete World Vision am Donnerstag. Doch Indien sei besonders betroffen und hier am schlimmsten die Bundesstaaten Uttar Pradesh, Madhya Pradesh und die Marathwada Region mit fast 30.000 Dörfern. In diesen Regionen gebe es kaum noch Trinkwasser, die meisten Brunnen seien ausgetrocknet und es gebe kaum noch Futter für die Tiere. Viele Menschen hätten inzwischen ihre Heimatdörfer verlassen, in der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen für sich und ihre Familien.

Viele Kinder zeigen World Vision zufolge bereits Anzeichen von Mangelernährung. Insbesondere Vitamin A-Mangel sei ein Problem. Vitamin A ist wichtig für die Sehfähigkeit und zur Stärkung des Immunsystems. Die Hälfte der Familien in den betroffenen Gebieten würden nur noch Reis oder Kartoffeln essen. Linsen, die eine wichtige Protein-Quelle besonders für Kinder darstellen, seien so teuer, dass sich viele Menschen diese nicht mehr leisten könnten. Viele Kinder könnten nicht mehr zur Schule gehen, da die Eltern nicht mehr in der Lage seien, die Schulgebühren zu bezahlen oder weil sie mit ihren Familien weggezogen seien. Etwa 60 Prozent der Menschen in den Dürregebieten arbeiteten als Tagelöhner auf den Feldern, hätten aber derzeit keine Arbeit mehr.

Durch den akuten Trinkwassermangel schöpfen World Vision zufolge viele Menschen Wasser aus noch verbliebenen Wasserlöchern, die jedoch oft mit Krankheitskeimen verseucht seien. Dadurch werde auch ein Anstieg von Krankheiten durch verschmutztes Wasser verzeichnet. Die Regierung des Landes habe damit begonnen, Trinkwasser mit Lastern und Zügen in die betroffenen Gebiete zu liefern. Allerdings sei der Bedarf so hoch, dass besonders ländliche Gebiete oft nicht erreicht würden.

World Vision Indien plant, die Hilfe in den kommenden Monaten auszudehnen und konzentriert sich hier insbesondere auf die ländlichen Gebiete und die Kleinbauern. "Wir werden besonders für schwer betroffene Familien Nahrungsmittel bereitstellen, aber auch Arbeitsmaßnahmen, sogenannte Cash for Work-Projekte unterstützen, um so Zugang zu finanziellen Mitteln zu ermöglichen", sagte Cherian Thomas, Direktor von World Vision Indien. Die Organisation will sich auch um die Versorgung mit Trinkwasser und Futter für die Haustiere sowie Hygienemaßnahmen kümmern und möchte in den nächsten sechs Monaten mehr als 180.000 Menschen erreichen.

Bereits in den vergangenen Jahren wurde in Indien im Rahmen von langfristiger Entwicklungszusammenarbeit ein Schwerpunkt auf den verbesserten Zugang zu Wasser gelegt. So wurden Wassertanks errichtet und Dämme gebaut sowie Schulungen zu verbesserten Anbaumethoden durchgeführt. In den kommenden Monaten sollen die Maßnahmen weiter ausgebaut werden. "Die langjährige Erfahrung zeigt uns, dass ein ganzheitlicher Ansatz für die Bewältigung für diese Art von Krisen von wesentlicher Bedeutung ist", erklärte Kunal Shah, Leiterin der Katastrophenhilfe bei World Vision Indien. Im Rahmen ihrer Projektarbeit förderte die Organisation auch den Bau von Wasserspeicherbecken, Bewässerungssystemen und Getreidebanken sowie verteilte dürreresistentes Saatgut. Außerdem wurden die Bauern mit verbesserten Anbaumethoden, wie z.B. dem Mischackerbau unterrichtet.

Weiterhin ist geplant, die regenerative Wiederaufforstung FMNR (farmer managed natural regeneration) zu unterstützen, durch die schnell auch in Dürregebieten Wälder wieder wachsen können.

Quelle: www.worldvision.de 


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