bmz 100Berlin. - Vor drei Jahren, am 24. April 2013, ereignete sich das verheerende Unglück von Rana Plaza in Bangladesch mit mehr als 1.100 Opfern und über 3.000 Verletzten. Um ein Mindestmaß an Entschädigung für die Hinterbliebenen zu gewährleisten, hat die Bundesregierung in ihrer G7-Präsidentschaft 2015 die Auffüllung des Rana Plaza Entschädigungsfonds durchgesetzt. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) rief 2014 ein Bündnis für nachhaltige Textilien ins Leben, um Umwelt- und Sozialstandards entlang der gesamten Textil-Lieferkette zu verbessern.

"Es hat sich viel getan in den vergangenen drei Jahren", sagte Entwicklungsminister Müller. "Insbesondere in der Gebäudesicherheit und beim Brandschutz haben wir nach Rana Plaza bereits wesentliche Verbesserungen erzielt. Die Einhaltung grundlegender Arbeitsrechte oder die Zahlung existenzsichernder Löhne bleiben eine große Herausforderung im Textilsektor. Daran arbeiten wir zusammen mit der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft im Textilbündnis."

Mit deutscher Unterstützung hätten in Bangladesch mehr als 750 Fabrikmanager eine Beratung zur Verbesserung von Sozial- und Umweltstandards erhalten und entsprechende Lehrgänge absolviert, berichtete das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Rund 100.000 Fabrikarbeiterinnen seien über ihre Rechte aufgeklärt worden. Zudem hätten 300 Arbeitsinspektoren eine Ausbildung erhalten. Bangladesch führe momentan mit Hilfe der deutschen Entwicklungspolitik eine Unfallversicherung ein.

Regierungs-, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern der Textilindustrie aus Bangladesch erhalten laut BMZ Gelegenheit, sich über Standards im Arbeits- und Unfallschutz sowie über die Organisation von Arbeitnehmervertretungen in Deutschland praxisnah zu informieren und auszutauschen. Den Aufbau von Grundstrukturen eines sozialen Sicherungssystems für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Partnerländern baut das BMZ zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit aus.

Das Bündnis für nachhaltige Textilien umfasst mittlerweile mehr als 180 Mitglieder. Mit über 55 Prozent des deutschen Textilmarktes verfüge das Bündnis bereits über die erforderliche Durchsetzungskraft, um den Massenmarkt zu erreichen, so das BMZ.

Uwe Kekeritz, Sprecher für Entwicklungspolitik der Grünen Bundestagsfraktion, kritisierte hingegen, die Wirkung des Textilbündnisses sei längst verpufft. "Nach gut anderthalb Jahren wurde trotz zahlreicher Gesprächsrunden praktisch nichts erreicht", erklärte Kekeritz. "Das liegt auch daran, dass große Unternehmen im Bündnis den Ton angeben. Sie haben kein Interesse daran, die Produktionsbedingungen zu verbessern, sondern sehen das Bündnis als staatlich subventionierte PR-Kampagne. Schuld daran ist auch der Minister: Anstatt als Reaktion auf die Einsturzkatastrophe endlich verbindliche Standards einzuführen, hat Müller durch seine freiwillige Initiative den Druck von den Unternehmen genommen. Die Konzerne können sich zurücklehnen und durch ihre Mitgliedschaft Engagement vortäuschen. Zu allem Überfluss wurden zudem die Zeitziele des Bündnisses gestrichen. Die Unternehmen werden so praktisch dazu eingeladen den Prozess zu verschleppen."

=> www.textilbuendnis.com 

Quelle: www.bmz.de 


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