milchtuete 150Berlin. - Eine wirksame Begrenzung der Milchproduktion durch einen Strategiewechsel fordern Germanwatch und die Aktion Agrar von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt vor den Krisentreffen zur Milch am Freitag und Montag. Der starke Produktionsanstieg in Deutschland und Europa sei ausschlaggebend für das massive Überangebot an den Weltmärkten, das zum existenzbedrohenden Preisverfall geführt habe.

Germanwatch und die Aktion Agrar verwiesen darauf, seit 2011 sei die Erzeugung in der EU um elf Millionen Tonnen gestiegen. Allein in Deutschland sei die Milchmenge in diesem Zeitraum um 2,8 Millionen Tonnen angewachsen. Im Zuge der Abschaffung der Milchquote 2015 sei die Überschussausweitung in besonders großen Schritten erfolgt. Die globale Nachfrage nach Milch habe dagegen deutlich weniger zugenommen.

"Die Strategie der deutschen und europäischen Milchwirtschaft, in der Hoffnung auf steigende Exporte immer mehr Milch zu produzieren, ist für die Bauern krachend gescheitert", erklärte Jutta Sundermann von der Kampagnenorganisation Aktion Agrar. "Die niedrigen Preise zwingen in Deutschland und in der EU Tausende Höfe zum Aufgeben."

Tobias Reichert von der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch sagte: "Neben den Landwirten hierzulande sind auch Viehhalter in Entwicklungs- und Schwellenländern massiv betroffen. Sie sehen sich starker Konkurrenz durch billige Milchimporte ausgesetzt. So werden Möglichkeiten zerstört, durch Milcherzeugung vor Ort Armut zu verringern und regionale Wirtschaftskreisläufe aufzubauen."

Landwirtschaftsminister Schmidt habe mit der Milchindustrie und dem Bauernverband nur die Verantwortlichen für die Entstehung der Krise zu seinem "Milchgipfel" am Montag eingeladen, kritisierten die NGOs. Er müsste sie nun von einem grundlegenden Strategiewechsel überzeugen. Statt "mehr und billiger" sollte "weniger und besser" Milch erzeugt werden. Als Einstieg müssten Molkereien den Milchbauern Anreize geben, ihre Produktion zu senken.

Mittelfristig sollten diese auch begleitet von staatlicher Unterstützung mit einer Strategie verknüpft werden, die eine höhere Wertschöpfung und auskömmliche Erzeugerpreise ermöglicht, fordern Germanwatch und die Aktion Agrar. Es sollten verstärkt Anreize gesetzt werden, Milch mit speziellen Qualitätsmerkmalen wie lokaler und gentechnikfreier Fütterung, Weide- oder Heumilch zu erzeugen. Für Verbraucher müssten diese Produkte klar und eindeutig gekennzeichnet und mit Informationskampagnen auf die Sozial-, Umwelt- und Tierschutzvorteile dieser Erzeugnisse hingewiesen werden. Dass Verbraucher Qualitätsmilch honorieren, zeige die wachsende Nachfrage nach Biomilch zu angemessenen Erzeugerpreisen. Nur so könnten neue Perspektiven für eine bäuerliche und nachhaltige Milchwirtschaft in der EU und weltweit eröffnet werden.

Quelle: www.germanwatch.org | www.aktion-agrar.de 


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