misereorBerlin. - Projektpartner des Werkes für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR schlagen Alarm: In der ohnehin schon armen Region La Guajira im Nordosten Kolumbiens verschärfen sich Hunger und Wasserknappheit. Als eine der Ursachen sehen sie den expansiven Kohlebergbau in La Guajira. Nach Recherchen von MISEREOR ist Deutschland neben Großbritannien der wichtigste Importeur kolumbianischer Kohle; der Abbau ist nach wie vor mit massiven Menschenrechtsverletzungen verbunden.

Im kolumbianischen Bundesstaat La Guajira sind wieder Kinder verhungert und verdurstet. Darauf hat der kolumbianische MISEREOR-Partner "Corporación Colectivo de Abogados José Alvear Restrepo" (CCAJAR) aufmerksam gemacht. Nach Erhebungen der betroffenen indigenen Gemeinden der Wayúu seien innerhalb der letzten acht Jahre mehr als 4.700 Kinder an den Folgen von chronischer Unterernährung gestorben.

"Die Menschen in der ohnehin sehr trockenen Region leiden unter den Folgen von Dürre und Wassermangel", warnte Jomary Ortegon, Präsidentin von CCAJAR. Die Niederschläge seien in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen, dazu kämen die negativen Auswirkungen des Wetterphänomens El Niño. "Dramatisch verstärkt wird die Trockenheit jedoch insbesondere durch den größten Kohletagebau in Lateinamerika, Cerrejón, der gravierende Umweltauswirkungen mit sich bringt." Um die Relation deutlich zu machen: Laut CCAJAR verbraucht Cerrejón täglich 17 Millionen Liter Wasser. Dagegen müssen die Bewohnerinnen und Bewohner in der Region mit nur 0,7 Liter am Tag auskommen.

"Beim Abbau der Steinkohle werden die wasserführenden Schichten in der Erde und damit die Wasserreserven zerstört, der Grundwasserspiegel sinkt immer weiter, das Wasser ist verschmutzt", mahnte Ortegon. CCAJAR wirft der kolumbianischen Regierung vor, dass sie nicht angemessen auf die angespannte Wassersituation reagiere. Statt in die öffentliche Infrastruktur zu investieren und die öffentliche Wasserversorgung zu gewährleisten, würden Wasserquellen und die Nutzung des wichtigsten Flusses in der Region privatisiert und Bergbauunternehmen zur Verfügung gestellt. Die Gemeinden seien in Folge von ihnen abhängig. CCAJAR kritisiert: "Der kolumbianische Staat leistet zwar zum Teil humanitäre Hilfe, die angesichts der dramatischen Situation auch dringend notwendig ist." Die strukturellen Probleme bei der öffentlichen Wasserversorgung und die enorme Korruption gehe er jedoch nicht an. Immer wieder komme es im Zusammenhang mit dem Kohlebergbau zu Menschenrechtsverletzungen und Umsiedlungen.

MISEREOR und CCAJAR appellierten an die internationale Gemeinschaft, Mitverantwortung für die Menschenrechtssituation in La Guajira zu übernehmen. Die Situation in der Region zeige erneut, dass der Kohlebergbau die negativen Folgen des Klimawandels extrem verschärfe. "Ein Großteil der kolumbianischen Kohle wird in die EU und nach Deutschland exportiert", erklärte Susanne Breuer, MISEREOR-Referentin für Energie und Lateinamerika. "Wir appellieren deshalb an die kohleimportierenden deutschen Energieunternehmen, auch von ihren Lieferanten die Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten einzufordern."

Ein wichtiger Schritt sei der Nationale Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte, mit dem die Bundesregierung dafür sorgen wolle, dass deutsche Unternehmen Verantwortung für menschenrechtliche Risiken im Ausland übernehmen. Über den Entwurf des Aktionsplans wird zurzeit in Berlin beraten. "Wichtig ist, dass das Papier am Ende nicht nur unverbindliche Empfehlungen enthält", so Breuer, "sondern klare Regelungen, die Unternehmen gesetzlich verpflichten, Menschenrechte im Ausland zu achten - und zwar entlang der gesamten Lieferkette."

Quelle: www.misereor.de 


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