gfbv 200Göttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat eine kritische Bilanz der Arbeit der Darfur Regionalbehörde (DRA) gezogen. Die DRA wurde am Mittwoch im Rahmen eines Festaktes offiziell aufgelöst. "Die DRA sollte Entwicklung und Wiederaufbau in der von Krieg und schwersten Menschenrechtsverletzungen gezeichneten Region fördern. Doch von Frieden und Entwicklung ist Darfur weit entfernt. Mehr als 150.000 Darfuris mussten alleine seit Januar 2016 erneut aus ihren Dörfern fliehen. Die DRA fiel vor allem durch internen Streit und Korruptionsskandale auf", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.

"Sudans Regierung nutzte die DRA, um den Anschein von Normalität in der Kriegsregion zu erwecken. Doch Entwicklung ohne Frieden ist nicht nachhaltig". An dem Festakt in El Fasher nehmen auch der Staatspräsident des Tschad, Idriss Déby, und der Emir von Qatar, Sheikh Tamin Bin Hamad, teil. Qatar und andere arabische Golfstaaten haben großzügig den Aufbau von Modelldörfern für Bürgerkriegsflüchtlinge finanziell gefördert.

Doch diese Siedlungen in Nähe von Flüchtlingslagern werden, laut GfbV von den meisten Flüchtlingen als Potemkinsche Dörfer angesehen und abgelehnt. Denn die Flüchtlinge hatten weder Mitbestimmungsrecht bei der Auswahl der Bauplätze, noch bei der Errichtung der Dörfer. Auch konnten sie nicht auf das Land ihrer Vorfahren zurückkehren, von dem sie durch regierungsnahe Janjaweed-Milizen vertrieben worden waren. Sie durften auch nicht in ihre seit Beginn des Völkermords im Jahr 2003 zerstörten Dörfer zurückkehren. In den Modelldörfern gibt es für sie keine wirtschaftlichen Perspektiven. "Das größte Manko ist jedoch, dass es in den meisten Regionen Darfurs keinen Frieden und keine Sicherheit gibt. Mehr als 30 Rückkehrer wurden alleine in den letzten zwei Wochen von Milizionären, Soldaten oder Banditen ermordet. So schrecken die meisten Binnenflüchtlinge davor zurück, sich in den Modelldörfern niederzulassen. Ohne Frieden und Sicherheit gibt es keinen glaubwürdigen Wiederaufbau in Darfur", erklärte Delius.

Vertreter der mehr als 2 Millionen Binnenflüchtlinge werfen der sudanesischen Regierung vor, mit der Behinderung und Einschränkung internationaler Hilfe systematisch die Auflösung der Flüchtlingscamps zu betreiben. So sollen die Flüchtlingslager unattraktiv gemacht und Druck auf die Binnenflüchtlinge ausgeübt werden, damit sie sich in den Modelldörfern niederlassen.

Gegründet wurde die Regionalbehörde nach dem im Mai 2006 unterzeichneten Friedensabkommen von Abuja als "Transitional Darfur Regional Authority" im April 2007. Nach dem Friedensvertrag von Doha im Juli 2011 wurde die Institution im Februar 2012 in „Darfur Regional Authority“ umbenannt. Chef der Behörde war Tijani Sese, der frühere Führer der Freiheitsbewegung "Liberty and Justice Movement (LJM)". Selbst Anhänger seiner eigenen Bewegung warfen ihm öffentlich „betrügerisches Verhalten“ in der DRA vor und setzten ihn im Januar 2015 als LJM-Chef ab.

Quelle: gfbv.de


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