misereorManila. - Die nachhaltige Entwicklung von Städten muss auch der armen Bevölkerung Perspektiven geben und darf nicht zu wachsender sozialer Ungerechtigkeit und zur Verletzung von Menschenrechten führen, erklärte MISEREOR am Freitag. Das Hilfswerk hat  vor der UN-Konferenz Habitat III die Weltgemeinschaft aufgefordert, die Lebensumstände städtischer Armer in den Mittelpunkt einer neuen urbanen Agenda zu rücken.

Schon heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in dicht besiedelten Städten, viele davon liegen direkt am Meer oder in Flussdeltas. So sind Megastädte wie zum Beispiel Manila auf den Philippinen besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. Um sich gegen diese Gefahren zu wappnen, investieren Regierungen weltweit zunehmend in umfassende Infrastrukturmaßnahmen zur Klimawandelanpassung und -vermeidung. "Doch die am meisten Verletzlichsten sind von diesen Maßnahmen negativ betroffen. Sie leben aufgrund des Wohnungsmangels und hoher Mietpreise meist unmittelbar an Flussufern oder an Küstenlinien, die von den Regierungen zu 'Gefahrenzonen' deklariert und geräumt werden", erklärte MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.

DURCH UMSIEDLUNG NOCH TIEFER IN DIE ARMUT GEDRÄNGT

In Manila lebt rund jeder fünfte Bewohner in nicht genehmigten, informellen Siedlungen unter menschenunwürdigen Bedingungen. Zugunsten von Klimawandel-Schutzmaßnahmen, wie z.B. den Bau von Dämmen, oder großen Infrastrukturprojekten der Stadt werden Siedlungsflächen benötigt. "Dafür müssen Menschen umziehen, oftmals weit außerhalb der Stadt. Dort fehlt es ihnen an Zugang zu Wasser und Strom, zu Transportmitteln, Basisgesundheitsdiensten, Schulen und auch Jobs", berichtet Almuth Schauber, MISEREOR-Expertin für städtische Entwicklung. Familien, die umgesiedelt wurden, kostet der verlängerte Weg zur Arbeit mehrere Stunden und bis zu 40 Prozent des monatlichen Gehalts. "Es geht darum, die Interessen und Rechte der Betroffenen zu respektieren. Sie mögen zwar Wohnraum erhalten, werden aber noch stärker aus der Gesellschaft ausgeschlossen und weiter in die Armut getrieben."

 NACHHALTIGE STÄDTE BRAUCHEN WOHNRAUM FÜR ALLE

MISEREOR unterstützt daher seit Jahrzehnten städtische Arme darin, ihr Recht auf den Lebensraum Stadt umzusetzen. "Dazu gehört auch, dass informelle Siedler Anspruch auf Wohnalternativen erhalten. Unsere Partner zeigen mit ihren Initiativen, dass dies auch innerhalb der Städte gut möglich ist", so Pirmin Spiegel. Die Klimapolitik der Regierungen müsse vor allem diejenigen schützen, die am meisten von den globalen Klimawandelfolgen betroffen sind. Das gilt besonders auch für die Geber von Groß-Projekten von Weltbank und Entwicklungsbanken für Klimaschutzmaßnahmen, zu denen Deutschland gehört.

Die UN-Weltkonferenz "Habitat III", die vom 17.- 20, Oktober in Quito, Ecuador, stattfindet, soll die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) für den Bereich "Stadt" konkretisieren. Ziel der Konferenz ist es, ein Leitbild für nachhaltige Stadtentwicklung auszuarbeiten, die "neue urbane Agenda". Zur Konferenz werden rund 30.000 Teilnehmer erwartet, die Basisorganisationen wie Regierungen, Wissenschaft wie zivilgesellschaftliche Organisationen repräsentieren.

Quelle: misereor.de


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