Wien. - Der Internationale Mädchentag (11. Oktober) macht darauf aufmerksam, dass Mädchen in zahlreichen Ländern noch immer nicht die gleichen Chancen haben wie Jungen. Die Hilfsorganisation Jugend Eine Welt hat in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit von qualitätsvoller Bildung und Ausbildung von Mädchen hingewiesen. Mädchen mit guter Bildung sind im Durchschnitt gesünder als Mädchen, die nicht zur Schule gehen konnten, sie haben später gesündere Kinder, investieren mehr in deren Ausbildung und tragen mit ihrem eigenen Einkommen zum volkswirtschaftlichen Erfolg bei.
Doch noch immer haben 61 Millionen Mädchen keinen Zugang zu Grund- und Sekundarschulbildung. Besonders dramatisch ist die Situation in zahlreichen Konfliktgebieten. Mädchen, die aus diesen Ländern fliehen, lassen meist nicht nur Krieg, Diskriminierung und vielfältige Gewalt hinter sich, sondern auch sehr schlechte Chancen auf Schulbildung. In diesem Zusammenhang weist Jugend Eine Welt insbesondere auf die besorgniserregende Situation in Afghanistan hin.
AFGHANISTAN - IMMER MEHR MÄDCHEN NICHT IN DER SCHULE
Der bessere Zugang von Mädchen zum Schulsystem galt als einer der wenigen unumstrittenen Erfolge des internationalen Afghanistan-Militäreinsatzes. Doch angesichts der neuerlich eskalierenden Gewalt ging die Zahl der zur Schule gehenden Mädchen in den letzten Monaten immer mehr zurück. Laut einem Bericht des Norwegian Refugee Council gehen drei von zehn Mädchen nicht einmal in die Volksschule, nur jedes vierte beginnt mit der Sekundarschule. Die Gründe dafür sind vielfältig. Traditionelle, patriarchalisch geprägte Geschlechterrollen und die frühe – oft zwangsweise – Verheiratung von Mädchen spielen ebenso eine Rolle wie fehlende Schulen, lange Schulwege, zu wenige weibliche Lehrkräfte und wiederholte Attacken auf Schulgebäude.
2015 mussten mindestens 369 Schulen aus Sicherheitsgründen ganz oder zum Teil schließen, damit verloren rund 140.000 Minderjährige ihren Schulplatz. Doch auch die Situation in Schulen, die als halbwegs sicher gelten, ist alles andere als positiv. Mehr als 1,2 Millionen AfghanInnen sind in ihrem eigenen Land auf der Flucht. Allein seit Anfang des Jahres 2016 flüchteten mehr als 270.000 Menschen – rund 150.000 von ihnen sind Kinder. Entsprechend überbelegt sind zahlreiche Schulen. Oft muss in zwei, drei oder sogar vier Tagesschichten unterrichtet werden bzw. müssen Schulklassen ins Freie oder in Zelte verlegt werden, um die hohe Anzahl der neuen SchülerInnen bewältigen zu können.
"Für die Zukunft eines friedlichen Afghanistan ist Bildung zentral – insbesondere Bildungsinhalte, die den Respekt vor der Würde jedes Menschen und für Menschen- und Frauenrechte in den Herzen der jungen Generation verankern", so Jugend Eine Welt Vorsitzender Reinhard Heiserer. "Umso wichtiger wäre es, dass Teile der Hilfsgelder, die kürzlich auf der Afghanistan-Geberkonferenz beschlossen wurden, in den afghanischen Bildungsbereich geleitet werden und dass so rasch wie möglich Bildungsmaßnahmen für die tausenden Flüchtlingskinder sichergestellt werden. Dabei muss besonderes Augenmerk auf die Beteiligung von Mädchen gelegt werden."
Quelle: jugendeinewelt.at