Bonn. - Anlässlich des Internationalen Tags gegen Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten am 2. November hat die UNESCO den Bericht "Sicherheit von Journalisten und die Gefahr der Straflosigkeit" veröffentlicht. Die Publikation hält fest: Von 2006 bis Ende 2015 wurden 827 Journalisten bei der Ausübung ihres Berufes getötet. Lediglich acht Prozent der Todesfälle wurden aufgeklärt. 2015 war mit 115 Ermordeten das zweittödlichste Jahr für Journalisten in den letzten zehn Jahren.
"Durchschnittlich alle fünf Tage wird ein Journalist aufgrund seiner Arbeit umgebracht", erklärte Professor Wolfgang Schulz, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Kommunikations- und Informationsfreiheit in Hamburg. "Hinzu kommen Verbrechen wie Entführungen, willkürliche Verhaftungen, Folter, Einschüchterungen, Belästigungen und die Beschlagnahmung von Recherchematerial. Wenngleich wir eine erhöhte Bereitschaft vieler Länder bei der Ahndung dieser Straftaten feststellen, bleibt die Ermordung von Journalisten bei einer Aufklärungsrate von acht Prozent erschreckend oft ohne Konsequenzen für die Täter. Straflosigkeit stärkt die Täter, gefährdet die Prinzipien des Rechtsstaats und führt zu Angst und Selbstzensur der Journalisten. Darunter leidet die gesamte Gesellschaft."
Der UNESCO-Bericht zeigt: In den Jahren 2014 und 2015 wurden 213 Journalisten aufgrund ihrer Arbeit getötet, 78 von ihnen befanden sich in der arabischen Region, die damit aufgrund der Konflikte in Syrien, dem Irak, Jemen und Libyen erneut die für Journalisten weltweit gefährlichste Region war. 51 Journalisten wurden in Lateinamerika und der Karibik umgebracht, 34 in Asien und der Pazifikregion, 27 in Afrika und zwölf in Zentral- und Osteuropa. Mit elf Todesfällen ist die Mordrate unter Journalisten in Westeuropa erheblich gestiegen, insbesondere aufgrund der Tötung von acht Mitgliedern der Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo in Paris im Januar 2015.
In den letzten zehn Jahren wurden insbesondere Printjournalisten Opfer von Tötungsdelikten, so die UNESCO. 2014 und 2015 hingegen arbeitete die Mehrzahl der ermordeten Journalisten für das Fernsehen. Ein erheblicher Anstieg wurde 2015 bei der Anzahl der getöteten Online-Journalisten verzeichnet. Von den 21 ermordeten Online-Journalisten waren fast die Hälfte syrische Journalisten und Blogger. 59 Prozent aller Todesfälle 2014/2015 ereigneten sich in bewaffneten Konflikten.
Fast 90 Prozent der Opfer in den Jahren 2014 und 2015 waren Lokaljournalisten – ein Trend, der sich nach Angaben der UNESCO bereits in der letzten Dekade abzeichnete. Freie Journalisten, die oft ohne angemessenen Schutz arbeiten, seien die am stärksten gefährdete Gruppe im Mediensektor. 40 freie und Bürgerjournalisten, die online Berichterstattung leisteten, wurden in den vergangenen zwei Jahren umgebracht.
Die UNESCO fördert die Presse- und Meinungsfreiheit weltweit und unterstützt den Aufbau unabhängiger und pluralistischer Medien. Sie prangert die Ermordung von Journalisten an und arbeitet für die Aufklärung von Verbrechen an Journalisten. Besonders in Krisen- und Konfliktregionen unterstützt die UNESCO freie und unabhängige Medien dabei, Prozesse der Konfliktlösung, der Demokratisierung und der Friedenssicherung zu gestalten. Mit zahlreichen regionalen Projekten fördert sie die Aus- und Fortbildung von Journalisten.
=> Kurzfassung des UNESCO-Berichts "Sicherheit von Journalisten und die Gefahr der Straflosigkeit" (in englischer Sprache)
http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Presseinformationen/311016_IntDayImpunityHighlights.pdf
Quelle: www.unesco.de