savethechildrenBerlin. - Save the Children warnt, dass mehr als eine Million Kinder, die im Irak unter der Herrschaft des IS gelebt haben, zum Teil mehr als zwei Jahre lang gar keine Bildung oder nur Terror-Bildung nach IS-Art erhalten haben. Diese Form der Gehirnwäsche könne sich auf die Zukunft der Kinder katastrophal auswirken. Eltern, die mit ihren Kindern der IS-Herrschaft entfliehen konnten, haben den Mitarbeitern der Kinderrechtsorganisation im Jad'ah Camp südlich von Qayyarah erzählt, wie der IS versucht habe, ihre Kinder zu terroristischen Kämpfern umzuerziehen.

"Auf dem Pausenhof war ein großer Fernseher aufgebaut, wo sie ihre Propaganda zeigten", erzählte Hamid, ein Vater von fünf Kindern. "Sie haben ihnen gezeigt, wie man tötet, wie man Selbstmordbomben baut und wie man Menschen köpft." Nur Jungen sei es erlaubt, zur Schule zu gehen. Die meisten Eltern versuchten, ihre Kinder davor zu bewahren, indem sie sie zu Hause behielten – trotz des Drucks durch den IS. "Wir haben sie beschworen, nicht alles zu glauben was man ihnen beibringt. Das ist nicht der richtige Islam."

Karim hat vier Kinder. Er sagte, dass sogar schon 12-Jährige in der Schule vom IS als Kämpfer rekrutiert wurden: "Manche Kinder haben mir gesagt, dass sie 40 Tage lang in Ausbildungslagern des IS trainiert wurden, wo man ihnen erzählte, dass es "halal" (erlaubt) sei, Soldaten zu töten. Die haben immer 50 bis 100 Kinder auf einmal in ein Trainingsprogramm mitgenommen. Viele Kinder haben dem IS gehorcht und sind dann bei Kämpfen getötet worden." Karim berichtete, dass seine Kinder in ständiger Angst lebten und wie frustriert er darüber sei, sie von der Schule fernhalten zu müssen, um sie zu schützen. "Es ist sehr schwer, auch für meine Mädchen, sie hatten Angst und haben die ganze Zeit geweint und gezittert. Ich möchte, dass meine Kinder zur Schule gehen und eine Arbeit finden können."

Zurzeit leben mehr als 1000 Familien im Camp Jad'ah, wo Save the Children provisorische Klassenzimmer eingerichtet hat, um die Kinder so schnell wie möglich wieder lernen zu lassen.

"Unschuldige Kinder sollten niemals derartigen Inhalten in einer Schule ausgesetzt sein", erklärte Maurizio Crivellaro, Länderdirektor von Save the Children im Irak. "Damit sie sich von der schrecklichen Zeit erholen und optimistisch in die Zukunft sehen können, müssen sie so schnell wie möglich an einer sicheren und positiven Schulatmosphäre teilhaben. Sobald wir die Klassenräume errichteten, haben sie sich bereits draußen versammelt und immer wieder neugierig hereingespäht. Angesichts des Strahlens auf ihren Gesichtern ist klar: Sie wissen, dass das hier Schule ist, wie sie sein sollte, und sie können es kaum erwarten, zu dieser Normalität zurückzukehren."

Die Lehrer haben mit entspannenden Aktivitäten und Spielen für die Kinder begonnen, bevor sie Basiswissen in Lesen, Schreiben und Rechnen vermitteln. Anschließend wird der irakische Lehrplan vermittelt, mit Unterstützung der betroffenen Gemeinden und dem Ninewa Directorate of Education (DoE).

Crivellaro weiß, dass einige Kinder noch nie zur Schule gegangen sind: "Sie brauchen besondere Unterstützung. Alle vertriebenen Kinder werden in den nächsten Monaten erst einmal aufholen müssen, was sie verpasst haben, bevor man sie an die normalen Schulen weiterverweisen kann. Kinder wie Eltern beteuern uns gegenüber immer wieder, dass Bildung in Krisenzeiten bei ihnen höchste Priorität hat. Sie sagen, dass sie der Schlüssel zu ihrer Zukunft ist und nicht verschoben werden darf. Diese Kinder haben genug von ihrer Kindheit versäumt."

(Die Namen wurden zum Schutz der Personen verändert).

Quelle: www.savethechildren.de 


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