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Maputo. - Frauen und Mädchen in Mosambik haben der bereits seit zwei Jahren andauernden Dürre kaum noch etwas entgegenzusetzen. Das ist das Ergebnis einer CARE-Studie, die in der Provinz Inhambane erhoben wurde. Die aktuelle Dürre ist die schlimmste seit 35 Jahren, ausgelöst durch ein besonders starkes El Niño-Phänomen, das im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung steht.

Die Studie zeigt: Bis zu 80 Prozent der Familien können demnach nur noch ein oder zwei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen. Geschätzte zehntausende Kinder leiden unter akuter Mangelernährung. Besonders schwierig ist die Situation für junge Mädchen, die Dürren dieses Ausmaß bisher noch nicht erlebt haben. "Häufig bereits selbst Mütter wissen sie kaum, wie sie ihre Kinder versorgen können", berichtet Marc Nosbach, CARE-Länderdirektor in Mosambik. Vor allem Mädchen müssen zudem die Schule verlassen, um ihre Eltern beim Wasserholen zu unterstützen. "Dafür benötigen sie bis zu sechs Stunden am Tag", so Nosbach.

Aus purer Verzweiflung prostituieren sich zunehmend Frauen und Mädchen für Geld und Essen, um ihre Familien zu versorgen. Laut der CARE-Studie steigt auch die Anzahl an Kinderehen. Familien  versuchen so, ihre Mädchen außer Hauses versorgt zu wissen und mit der Mitgift ihre jüngeren Kinder ernähren zu können.

"Bei unseren Befragungen fanden wir auch heraus, dass an belebten Orten wie Wasserstellen bereits elf- oder zwölfjährige Mädchen von älteren Männern weggelockt werden", berichtete Marc Nosbach. "Sie versprechen ihnen Essen und Geld. Einige der Mädchen stellen hinterher fest, dass sie schwanger sind, und werden von ihrer Gemeinde und ihrer Familie ausgegrenzt."

Die CARE-Studie zeigt auch, dass Gemeinden besser auf die Dürremonate vorbereitet sind, wenn sie etwa neue landwirtschaftliche Methoden anwenden, verbessertes Saatgut und alternative Einkommensmöglichkeiten nutzen. „Wir wissen, dass die Anpassung an den Klimawandel unsere stärkste Waffe im Kampf gegen die verheerenden Auswirkungen der Dürre ist. CARE fordert die internationale Gemeinschaft und die Entscheidungsträger bei der aktuellen UN-Klimakonferenz in Marokko dazu auf, ausreichend finanzielle Mittel für die Anpassung an den Klimawandel und Widerstandsfähigkeit der betroffenen Gemeinden bereitzustellen. Andernfalls werden mühsam erzielte Fortschritte wieder rückgängig gemacht und es wird Unsummen kosten, bis sich diese Gemeinden von den Auswirkungen erholt haben", so Nosbach.

Weitere wichtige Ergebnisse der Studie:

  • Es lässt sich ein neuer Migrationstrend feststellen. Viele Männer, die üblicherweise in Südafrika für einige Zeit in den Minen und auf Farmen arbeiten, können aufgrund der Auswirkungen der Dürre, die auch das Nachbarland stark getroffen hat, nicht ausreichend Geld an ihre Familien zurückschicken. Daher verlassen nun auch viele Frauen ihre Dörfer, um anderswo Arbeit zu finden. Kinder werden häufig in Obhut der Großeltern gelassen.70 Prozent der Männer und Frauen gaben als Gründe für ihre Auswanderung mangelndes Essen und Trinkwasser an.
  • Alte und neue Überlebensstrategien haben weitreichende Folgen für die Umwelt und Gesundheit der Menschen: Viele Familien beginnen mit der Produktion und dem Verkauf von lokalem Bier, um Geld zu verdienen. Manche ernähren ihre Kinder unter anderem mit Bier, um deren Hunger zu lindern. Bereits vor der Dürre beinhalteten die Anpassungsstrategien saisonale Migration und die Produktion von Holzkohle, die CO2-intensiv ist.
  • Frauen und Mädchen haben auch weniger Wasser für ihre Monatsblutung zur Verfügung. Traditionell als Damenbinden verwendetes pflanzliches Material ist rar geworden. Viele Frauen und Mädchen können sich keine industriell hergestellten Binden leisten und weichen deswegen auf rauere Blätter oder Sandpäckchen aus.

Foto: © Care/Nosbach

Quelle: care.de