Berlin. - Kurz vor Beginn der IT-Messe CeBIT hat Germanwatch auf Konzepte zur Bewältigung der gewaltigen sozialen und ökologischen Folgen der Digitalisierung gedrängt. Die CeBIT präsentiere Digitalisierung als großen Fortschritte. Dabei bleibt außen vor, was dies für die Menschen in den Ländern des globalen Südens bedeutet, wo viele Millionen einfacher Arbeitsplätze vor dem Aus stehen könnten und die Nachfrage nach entsprechenden Rohstoffen schon jetzt für erhebliche Probleme sorgt, kritisiert die Entwicklungs- und Umweltorganisation.
"Die Bundesregierung feiert die digitale Transformation als Zukunftsmodell. Bei den Forschungsprogrammen werden die globalen Konsequenzen aber allenfalls am Rande betrachtet. Künstliche Intelligenz und Robotisierung haben aber das Potenzial zu einer ganz großen neuen sozialen und auch wichtigen ökologischen Frage zu werden", sagt Christoph Bals, Geschäftsführer von Germanwatch. "Was bedeutet es zum Beispiel für Menschen in rohstoffreichen Ländern, wenn immer größere Mengen an Rohstoffen mit immer größeren Umweltfolgen abgebaut werden? Oder für den Arbeitsmarkt in Entwicklungsländern, wenn immer mehr einfache und zunehmend sogar immer komplexere Arbeitsprozesse von Computern gesteuert und deshalb auch in Industrieländer zurückverlagert werden?"
Laut einer Studie der Bank Ing DiBa sind in Deutschland 59 Prozent aller Berufe durch Robotereinsatz und Digitalisierung gefährdet. Im globalen Süden hätte diese Entwicklung laut einer Weltbankstudie technisch sogar das Potenzial, zwei Drittel der Arbeitsplätze zu ersetzen. "Die sogenannte digitale Revolution darf unsere Welt nicht noch ungerechter machen. Die Politik muss neben den Chancen auch die sozialen und ökologischen Risiken der Digitalisierung ernst nehmen und jetzt nach Lösungen für die politische Gestaltung suchen", fordert Christoph Bals.
Germanwatch weist zudem darauf hin, dass ein verstärkter Einsatz von - oft kurzlebiger - Elektronik und Sensorik den Ressourcenverbrauch noch weiter steigern wird. So geht man davon aus, dass sich der Kupferbedarf bis 2050 mehr als verdreifachen - und in vielen Abbauländern erhebliche Konsequenzen haben wird. Hohe Quecksilbergehalte im Blut der lokalen Bevölkerung und vergiftetes Trinkwasser sind hier unter anderem zu nennen. In den vergangenen zehn Jahren gab es etwa allein in Peru 270 Tote und mehr als 4.600 Verletzte im Rahmen von sozialen Konflikten, die zum Großteil im Kontext von Bergbau stehen. Christoph Bals fordert: "Die Bundesregierung sollte Unternehmen dazu verpflichten, dass sie Verantwortung für die weltweiten Folgen ihrer Geschäfte übernehmen."
Quelle: germanwatch.org