global report food crisesBrüssel. - Trotz internationaler Hilfsbemühungen mussten 108 Millionen Menschen weltweit 2016 schwer hungern – ein dramatischer Anstieg verglichen mit der Zahl von 80 Millionen Menschen 2015. Das zeigt ein neuer Bericht zu Ernährungskrisen, der am Freitag in Brüssel vorgestellt wurde. Der Bericht "Global Report on Food Crises 2017" wurde von der EU, der US-Entwicklungsbehörde USAID und mehreren UN-Organisationen gemeinsam erarbeitet.

Der Anstieg macht deutlich: Konflikte, explodierende Nahrungsmittelpreise in lokalen Märkten und extreme Wetterbedingungen wie Dürren und schwankende Niederschläge infolge von El Niño machen es für die Menschen in den betroffenen Ländern sehr schwer, genug Nahrung zu produzieren und zu kaufen.

Zivile Konflikte sind die treibende Ursache für neun von zehn der schlimmsten humanitären Krisen. Das unterstreicht den engen Zusammenhang zwischen Frieden und gesicherter Ernährung, so der 2017er Bericht. Er ist das Ergebnis einer neuen und innovativen Kooperation zwischen der Europäischen Union und dem Hungersnot-Frühwarnsystem FEWSNET der US-amerikanischen internationalen Entwicklungsbehörde USAID, regionalen Ernährungsinstitutionen sowie UN-Organisationen, darunter die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO, das UN World Food Programme (WFP) und UNICEF.

"Der Bericht macht die dringende Notwendigkeit deutlich, umgehend auf die Ernährungskrise zu reagieren und die zugrundeliegenden Ursachen anzugehen", sagte Neven Mimica, EU-Kommissar für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung. "Die EU hat hierbei eine führende Rolle übernommen. 2016 setzen wir bereits 550 Millionen Euro ein, gefolgt von weiteren 165 Euro die wir gerade mobilisiert haben, um die Menschen in den von Hungersnot und Dürre geplagten Gebieten am Horn von Afrika zu unterstützen."

"Der Bericht ist das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen und die konkrete Fortsetzung der Zusagen, die im Rahmen des Humanitären Weltgipfels in Istanbul gemacht wurden. Ich hoffe, dass er der gesamten humanitären Gemeinschaft als starkes Instrument dient, um die Koordination der Nothilfe zu verbessern", fügte Christos Stylianides, EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, hinzu.

In diesem Jahr werden die Bedarfe für humanitäre Hilfe und Resilienz-Programme dem Bericht zufolge weiter explodieren, da in vier Ländern eine Hungersnot droht: Südsudan, Somalia, Jemen und im Nordosten Nigerias. Weitere Länder wie der Irak, Syrien und die Nachbarländer, Malawi und Simbabwe benötigen massiv Hilfe, da die Ernährung der Menschen nicht ausreichend gesichert ist. Bleibt unmittelbare und substantielle Unterstützung aus, dann wird sich die Lage in all diesen Ländern nach Angaben des neuen Berichts in den kommenden Monaten weiter verschärfen.

"Lassen wir es zu, dass sich die Situation verschlechtert, dann verlieren noch mehr Menschen ihr Leben, die humanitären Bedarfe steigen weiter", sagte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva. "Wir können Menschen vor dem Hungertod bewahren. Doch weiten wir unsere Bemühungen, ländliche Existenzgrundlagen zu retten, zu schützen und zu stärken nicht aus, dann bleibt die Ernährung von mehreren zehn Millionen Menschen extrem gefährdet."

Für WFP-Exekutivdirektorin Ertharin Cousin zeichnen die Zahlen ein zutiefst besorgniserregendes Bild: "Mehr als 100 Millionen Menschen leiden schwer Hunger, eine Stufe des Leids, die von Konflikt und Klimawandel getrieben wird. Hunger verschlimmert Krisen und schafft noch größere Instabilität und Unsicherheit. Was heute eine Herausforderung gesicherter Ernährung ist, wird morgen zu einer Herausforderung für die Sicherheit. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit – die Welt muss jetzt handeln, um das Leben und die Lebensgrundlagen der Millionen Menschen zu retten, die am Rande des Hungertodes stehen."

Die 108 Millionen Menschen litten trotz externer Unterstützung überdurchschnittlich stark an akuter Mangelernährung und hatten kaum Zugang zu Grundnahrungsmitteln, so der Bericht. Dazu zählen Haushalte, die nur überleben können, indem sie Saatgut aufbrauchen oder Vieh und landwirtschaftliche Güter verkaufen, die sie eigentlich benötigen, um in Zukunft Nahrungsmittel zu produzieren. Ohne umfassende und nachhaltige Unterstützung laufen extrem hungerleidende Menschen Gefahr, in eine noch schlimmere Situation abzurutschen und eventuell zu verhungern.

=> Bericht: Global Report on Food Crises 2017

Quelle: www.wfp.org