Sanaa. - Vor der internationalen Geberkonferenz für den Jemen am kommenden Dienstag hat die Hilfsorganisation CARE vor einer Hungersnot und dem Kollaps des Landes gewarnt. "Die internationale Gemeinschaft muss jetzt handeln, sonst rutscht das Land in eine Hungerkatastrophe ab", so Nothilfekoordinator Marten Mylius, der vor Kurzem vor Ort war.
Insgesamt sind nach UN-Angaben zwei Milliarden Euro nötig, um Millionen von Menschen in Not zu versorgen. Bisher sind erst 15,2 Prozent dieser Gelder bereitgestellt worden. Zwei Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs benötigen fast 19 Millionen Menschen Hilfe. "Die Dimension der Krise ist kaum vorstellbar. Insgesamt benötigen so viele Menschen Hilfe wie alle Einwohner der Schweiz und Schwedens zusammengerechnet. Wir dürfen nicht zusehen, während das gesamte Land zusammenbricht und hunderttausenden Kindern der Hungertod droht", so Mylius.
Bereits jetzt sterbe jede zehn Minuten ein Kind im Jemen einen vermeidbaren Tod. "Kinder haben nicht ausreichend zu essen, häufig haben sie keinen Zugang zu Medikamenten oder ärztlicher Versorgung", berichtete Mylius. Das Land stünde nicht nur am Rand einer Hungerkatastrophe, sondern auch vor einem Kollaps öffentlicher Dienstleistungen und ziviler Infrastruktur. Mehr als die Hälfte aller Gesundheitsstationen gilt bereits als nicht mehr funktionstüchtig oder komplett zerstört. 14 Millionen Menschen, vor allem schwangere und stillende Frauen, haben keinen Zugang zu lebenswichtiger Gesundheitsversorgung. Ein Mangel an sauberem Wasser und Sanitäranlagen hat zur Ausbreitung der Cholera letztes Jahr beigetragen.
CARE begrüßt ausdrücklich die großzügigen Zusagen der deutschen Bundesregierung, die drittgrößter bilateraler Geldgeber für humanitäre Hilfe im Jemen ist. Neben weiteren Geldern ist vor allem wichtig, dass sich Hilfstransporte frei im Land bewegen können und zivile Infrastruktur wie Straßen und Krankenhäuser nicht weiter gezielt angegriffen werden. CARE ist besonders besorgt über den größten Hafen des Landes, Hodeida, durch den vor dem Beginn des Krieges bis zu 80 Prozent der Importe ins Land kamen. "Es ist klar, dass nur eine politische Lösung des Konflikts das Leid der Menschen beenden kann. Wir hoffen, dass die deutsche Bundesregierung dieses Ziel bei den Gesprächen nicht aus dem Blick verliert. Gleichzeitig müssen die internationalen Geber dringend die benötigten Gelder für die humanitäre Hilfe bereitstellen, damit die Menschen die nächsten Monate überleben", warnt Mylius.
Quelle: care.de/