Düsseldorf (epo). - Gut ein Jahr nach dem Start des CO2-Emissionshandel spitzt sich der Streit zwischen Industrie, Energieversorgern und Politik um die CO2 -Zertifikate wieder zu. Für die Industrie ist eine weitere Senkung der Emissionen ohne Wachstumsverluste nicht mehr machbar und die Energieversorger stehen wegen sogenannten Windfall-Profits zunehmend in der Kritik. Bis Anfang Mai muss das Bundeskabinett im zweiten Nationalen Allokationsplan (NAP II) der EU die geplanten Zuteilungen mitgeteilt haben.
Während für die erste Handelsperiode von 2005 bis 2007 deutschen Anlagen kostenlos Berechtigungsscheine für den Ausstoß von 503 Millionen Tonnen CO2 zugeteilt wurden, sollen für die Handelsperiode von 2008 bis 2012 nur noch 495 Millionen Zertifikate ausgegeben werden.
Die EUROFORUM-Konferenz "CO2-Emissionshandel" (2. und 3. März 2006, Berlin) greift die aktuellen Diskussionen über die Zusammenhänge zwischen Brennstoffpreisen, Strompreisen und Zertifikatepreisen aus den unterschiedlichen Blickwickeln der Betroffenen auf. Über den aktuellen Stand der Ausarbeitung des NAP II sowie über die Umsetzung des Projekt-Mechanismen-Gesetzes (ProMechG) spricht Ministerialrat Franzjosef Schafhausen (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit). Die Vorschläge der EU zur Harmonisierung der Nationalen Allokationspläne sowie den Stand der Diskussion über die Einbeziehung weiterer Sektoren und Treibhausgase stellt Schafhausen ebenso vor.
Die Deutsche Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt (DEHSt) zieht ein Jahr nach der Einführung des Zertifikate-Handels eine positive Bilanz. Im Nationalen Emissionshandelsregister zeige sich, dass bereits über 90 Millionen Emissionsberechtigungen durch die Kontoinhaber übertragen worden seien. Wie das vom Bundesumweltamt geführte Register effizient genutzt werden kann und welche Schnittstellen es mit anderen europäischen Registern gibt, erläutert Dr. Jürgen Landgrebe (Deutsche Emissionshandelsstelle - DEHSt). Die Auswirkungen des CO2-Zertifikatepreises auf die Strompreise beschreibt Dr. Thomas Niedrig (RWE Trading GmbH). Aus Sicht der Industrie antwortet darauf Dr. Christof Bauer (Degussa AG).
Die Ankündigung der großen Koalition, auch den Flugverkehr in den Handel mit Emissionsrechten einzubeziehen, wird in der EU-Kommission begrüßt. Bereits Ende 2006 plant die EU-Kommission eine Richtlinienentwurf für den Emissionshandel im Flugverkehr. Die Vor- und Nachteile der Einbindung des Flugverkehrs beschreibt Dr. Karlheinz Haag (Deutsche Lufthansa AG). Klaus Baumann (RWE Power AG) zeigt die Potenziale durch die projektbasierten Mechanismen JI und CDM auf.