gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der Europäischen Union (EU) vorgeworfen, mit ihrer Förderung einer internationalen Antiterror-Streitmacht in der Sahara die Ursachen des sich ausweitenden Terrorismus in der Sahel-Region zu ignorieren. Die EU habe am Sonntag 50 Millionen Euro für eine gemeinsame Streitmacht der Sahelstaaten für den Kampf gegen Terrorismus, Menschen- und Drogenhandel zur Verfügung gestellt.

"Wenn der Einfluss radikaler Islamisten in der Sahara zunimmt, so ist dies nicht auf wachsenden religiösen Extremismus zurückzuführen, sondern auf die immer prekärere Lage der lokalen Bevölkerung", erklärte GfbV-Afrikaexperte Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Die verarmten Peulh und Tuareg im Zentrum und im Norden Malis brauchen mehr Hilfe und das Land eine bessere Regierungsführung, um den Einfluss radikaler Islamisten einzudämmen."

"Wenn es im Norden und Zentrum Malis seit Monaten keine funktionierenden Gerichte, Krankenstationen und Schulen mehr gibt, dann genügt es nicht, neue Soldaten und Polizisten zu schicken, um den Staat und sein Ansehen zu fördern", erklärte Delius. Peulhs und Tuareg werfen Mali schlechte Regierungsführung vor. So hätten nicht nur regierungskritische Tuareg-Bewegungen im Norden Malis immer mehr Zulauf, sondern auch unter den Peulhs im Zentrum des Landes wachse die Unzufriedenheit. Mit der Bewegung für die Freiheit der Macina (FLM) sei unter den Peulhs eine Freiheitsbewegung entstanden, die sich immer stärker an radikale Islamisten anlehne.

"Die eskalierende Gewalt im Norden und Zentrum Malis darf nicht nur als Sicherheitsproblem gesehen werden, sondern es muss auch nach den Ursachen des abnehmenden Einflusses des Staates Mali gefragt werden", betonte Delius. "Die EU macht es sich zu einfach, wenn sie denkt, mit einem Ausbau des Sicherheitsapparates die akuten Probleme zu lösen."

EU-Außenministerin Federica Mogherini versprach den G5-Staaten in der Sahelzone (Mali, Niger, Tschad, Burkina Faso, Mauretanien) laut GfbV 50 Millionen Euro Unterstützung beim Aufbau einer gemeinsamen Streitmacht von bis zu 10.000 Soldaten und Polizisten, die Terrorismus, Drogen-, Waffen- und Menschenhandel bekämpfen sollen. Die Pläne der G5 für den Aufbau der Truppe seien bereits zwei Jahre alt. "Der Erfolg der Streitmacht ist äußerst ungewiss, da genaue Einsatzgebiete und -ziele noch nicht bestimmt wurden", erklärte Delius.

Quelle: www.gfbv.de 


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