Berlin. - Jedes neue Konfliktjahr treibt im Jemen eine weitere Million Menschen an den Rand einer Hungersnot. Davor hat das UN World Food Programme (WFP) am Dienstag im Vorfeld einer internationalen Geberkonferenz in Genf gewarnt. Das WFP will seine Nothilfe weiter verstärken, um zehn Millionen Hungernde zu erreichen.
"Der Konflikt im Jemen hat eine humanitäre Katastrophe heraufbeschworen, die ein nie dagewesenes Ausmaß von Leid und Hunger verursacht", erklärte Muhannad Hadi, WFP-Regionaldirektor für den mittleren Osten, Nordafrika, Zentralasien und Osteuropa. "Das ganze Land ist von Hunger, Krankheit und Armut gelähmt. Wir rufen heute alle Konfliktparteien auf, die Gewalt zu beenden. Und wir appellieren an alle Geber, ihre großzügige Unterstützung aufrechtzuerhalten, um Leben zu retten und zu verhindern, dass noch mehr Familien in Hunger abrutschen."
Während der brutale Konflikt die schreckliche Hungerkrise im Jemen immer weiter verschlimmert, baut WFP seine Nothilfe noch stärker aus, um zehn Millionen Hungernde zu erreichen. Zudem unterstützt die UN-Organisation die Hilfseinsätze ihrer Partner durch ihre Logistikkapazitäten und in der Notfalltelekommunikation.
Fast 18 Millionen Menschen im Jemen – mehr als 60 Prozent der Bevölkerung – brauchen Ernährungshilfe. Im dritten Jahr des Konflikts (2017), stieg die Zahl der Menschen, die schwer Hunger leiden, um weitere 1,6 Millionen. Damit können heute 8,4 Millionen Jemeniten nicht ohne Ernährungshilfe überleben, so das WFP. Währenddessen droht das Potential einer ganzen Generation verloren zu gehen: Fast drei Millionen Kinder sowie schwangere und stillende Frauen kämpfen mit Mangelernährung.
Der Erfolg des WFP-Hilfseinsatzes hängt von zwei Dingen ab: Ausreichender Finanzierung und Zugang zu den Hungernden in einer Zeit, da Kämpfe und Unsicherheit oft verhindern, dass die Ernährungshilfe die verzweifelten Familien erreicht. Die Hilfsgelder werden jetzt dringend benötigt, da der Einkauf der Nahrungsmittel und ihre Lieferung in den Jemen im Durchschnitt vier Monate Vorlaufzeit brauchen.
Dieses Jahr geht WFP neue Wege, um extremem Hunger zu begegnen und jemenitische Kinder zu unterstützen. Da rund 21 Prozent der Grund- und weiterführenden Schulen geschlossen und so 1,84 Millionen Kinder im Jemen einer Schulausbildung beraubt wurden, startet WFP in diesem Jahr sein Schulmahlzeitenprogramm. Mehr als eine halbe Million Jungen und Mädchen erhalten so Unterstützung.
WFP braucht in diesem Jahr eine Milliarde US-Dollar, um im Jemen für fast zehn Millionen Menschen Not- und Ernährungshilfe zu leisten. Bisher hat WFP Zuwendungen von Gebern wie Deutschland, der Europäischen Kommission, Großbritannien, Japan, Kanada, dem Königreich Saudi-Arabien, dem UN-Nothilfefonds, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten erhalten.
Quelle: www.wfp.org