gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat einen besseren Schutz christlicher Bauern vor Überfällen bewaffneter Viehhirten in Nigeria gefordert. Seit Dienstag seien bei zwei Angriffen von Fulani-Hirten auf Bauerndörfer im Bundesstaat Plateau im Zentrum des Landes mindestens 32 Menschen getötet worden, berichtete die Menschenrechtsorganisation.

"Nigerias Sicherheitskräfte versagen beim Schutz von Bauerndörfern vor Überfällen bewaffneter Banden. Dringend muss Nigerias Bundesregierung mehr glaubwürdige politische Initiativen entwickeln, um den eskalierenden Fulani-Konflikt zu entschärfen", forderte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Seit Januar 2018 sind nach GfbV-Angaben mindestens 1.554 Menschen bei Übergriffen von Fulani zu Tode gekommen. Die meisten Opfer der Gewalt waren Christen.

So seien Mittwochnacht bei einem Angriff bewaffneter Fulani auf das Dorf Ariri 19 Menschen ermordet worden. Bei einem nächtlichen Überfall auf die Siedlung Jol seien am Dienstag 13 Dorfbewohner im Schlaf getötet worden. Jede Woche komme es zu neuen Angriffen auf Bauerndörfer, berichtete die GfbV. Hintergrund sind seit Jahrzehnten anhaltende Auseinandersetzungen um die Nutzung von Weidegründen und Land. Der Klimawandel, die immer schwierigeren klimatischen Bedingungen im Norden des Landes und die zunehmende Konkurrenz in der Landnutzung schüren die Konflikte.

Viele christliche Dorfbewohner empfinden die Übergriffe muslimischer Fulani aber auch als einen gezielten Angriff auf christliches Leben, so die GfbV. Sie werfen den Behörden und der nigerianischen Bundesregierung unter Führung des Staatspräsidenten Muhammadu Buhari vor, zu nachsichtig gegenüber der Gewalt zu sein. Buhari, der selbst Fulani ist, beschuldigen sie, nicht entschlossen genug gegen die Gewalttäter vorzugehen und die Dorfbewohner nicht ausreichend zu beschützen.

Die Fulani-Krise ist nicht neu, aber sie eskaliert immer mehr, da die Regierung "weitestgehend untätig geblieben ist", erklärte die GfbV. Statt lokal und regional den Dialog zwischen Nomaden und überwiegend christlichen Bauern zu fördern, habe man den sich zuspitzenden Konflikt lange schöngeredet. Die mangelnde Entwicklung im Norden Nigerias und wachsende Viehherden schürten die Spannungen zwischen Nomaden und Bauern. Denn immer mehr Nomaden drängten aus dem immer trockener werdenden Norden in den Süden, wo die meisten Landflächen von Bauern bewirtschaftet werden.

"Es ist ein Armutszeugnis, wenn Nigerias Regierung keine andere Lösung einfällt, als die Nomaden unter Zwang anzusiedeln und zu assimilieren. Statt auf Rechtsstaatlichkeit und Dialog, setzt man auf Gewalt und Ausgrenzung. So sind neue Konflikte vorprogrammiert", sagte Delius.

Quelle: www.gfbv.de