gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Freilassung von 289 inhaftierten mutmaßlichen Unterstützern der anglophonen Unabhängigkeitsbewegungen in Kamerun begrüßt. "Die Freilassung der politischen Gefangenen ist ein erster wichtiger Schritt zur Suche nach Frieden und einer politischen Lösung der Krise in Kamerun", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius in Göttingen.

Die Menschenrechtsorganisation bedauerte aber, dass führende Aktivisten der Unabhängigkeitsgruppen von der Amnestie nicht profitieren würden und noch immer inhaftiert seien. Frankreich und Deutschland hatten in den letzten Wochen Kameruns Regierung gedrängt, sich endlich glaubwürdig um eine politische Lösung der eskalierenden Krise in den anglophonen Regionen zu bemühen. Seit dem Jahr 2016 sind laut GfbV in dem Bürgerkrieg um die Zukunft der englischsprachigen Regionen mehr als 500 Zivilisten und 200 Sicherheitskräfte getötet worden.

Verteidigungsminister Beti Assomo hatte nach Angaben der GfbV zuvor angekündigt, die Amnestie werde nicht für "Drahtzieher der Unruhen" in den englischsprachigen Regionen gelten. So sei auch der selbsternannte Staatspräsident der von der Unabhängigkeitsbewegung geschaffenen Republik Ambazonien, Sissiku Ayuk Tabe, nicht freigekommen. Ihm und neun Gefolgsleuten werde zurzeit vor einem Militärgericht in Yaounde der Prozess wegen Terrorismus gemacht. Die Angeklagten werfen dem Militärgericht vor, nicht zuständig zu sein für Fälle, in denen Kameruner sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker berufen.

Die sich um eine Vermittlung in dem Konflikt bemühenden Kirchen und Vertreter der Zivilbevölkerung in den englischsprachigen Regionen fordern seit Monaten die Freilassung aller politischen Gefangenen aus den Unruheregionen, um mehr Vertrauen zwischen der französischsprachigen Mehrheitsbevölkerung und der anglophonen Minderheit zu schaffen. "Ohne mehr Vertrauen zwischen der Regierung Kameruns und den für eine staatliche Unabhängigkeit der englischsprachigen Regionen eintretenden Gruppen wird es keine politische Lösung der Krise geben", erklärte die GfbV.

Nachdem Staatspräsident Paul Biya am letzten Donnerstag anordnete, die Strafermittlungen gegen 289 mutmaßliche Unterstützer der Unabhängigkeitsbewegung einzustellen, waren am Freitag zunächst 120 Personen aus der Haft entlassen worden. Am Samstag kamen weitere 169 aus dem Gewahrsam frei.

Quelle: www.gfbv.de 


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