Berlin. - In einer gemeinsamen Erklärung haben Oxfam, Save the Children und World Vision die internationale Gemeinschaft dazu aufgefordert, den am Freitag veröffentlichten UN-Nothilfeplan (Joint Response Plan) für die seit 18 Monaten andauernde Rohingya-Krise umfangreich zu finanzieren. Der Plan dient der Unterstützung von 1,25 Millionen hilfsbedürftigen Menschen, darunter 900.000 Rohingya-Flüchtlinge und 336.000 Mitglieder der Aufnahmegemeinschaften in Bangladesch.
Die internationalen Hilfsorganisationen begrüßen die hoch gesteckten Ziele des Aktionsplans, der 920 Millionen US-Dollar umfasst. Die NGOs fordern die Geber jedoch auch auf, bei der Zuteilung von Mitteln den Schwerpunkt auf Zugang zu Bildung und Einkommen zu legen. Außerdem sollen die Geber und die Regierung von Bangladesch dafür sorgen, dass sowohl die Flüchtlinge als auch die Aufnahmegemeinden humanitäre Hilfen erhalten, die ihnen ein Leben in größerer Sicherheit und Würde ermöglichen. Die Vereinten Nationen haben die
Investitionen in Bildung seien dafür von großer Bedeutung, so die drei Hilfsorganisationen. Kinder und Jugendliche müssten mit den Fähigkeiten ausgestattet werden, die sie benötigen, um Chancen auf eine bessere Zukunft in Myanmar zu haben, sobald sie sicher dorthin zurückkehren können. Geflüchtete Erwachsene sollten dabei unterstützt werden, selbstständig ihren Lebensunterhalt zu sichern, damit sie für ihre Familien in Würde sorgen können. Gleichzeitig müsse der Grundbedarf an Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und Unterkünften gedeckt sein.
"Bildung ist kein Luxus, sondern ein Menschenrecht", sagte Rachel Wolff, Leiterin des Kriseneinsatzes von World Vision in Bangladesch. "Geflüchtete Kinder und ihre Eltern erzählen uns, dass Bildung für sie oberste Priorität hat. Allerdings gibt es viel zu wenig Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche, an Unterricht oder Ausbildungen teilzunehmen."
Schätzungsweise 700.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 24 Jahren, darunter 200.000 aus dem Aufnahmeland, haben keinen Zugang zu Bildungseinrichtungen. Die Situation für Jugendliche ist besonders dramatisch: Nur vier von 100 haben Zugang zu jeglicher Form von Bildung und Berufsausbildung.
Der 13-jährige Flüchtling Sirjil befürchtet, dass er nie wieder zur Schule gehen wird. Er erzählt: "Ich war in Myanmar in der fünften Klasse, aber hier habe ich nichts zu tun. Manchmal gehe ich in den Wald, um Brennholz zu sammeln. Manchmal gehe ich zum Fluss. Es gibt keine Möglichkeit zu lernen. Lehrer kosten 300 Taka pro Monat (ca. $3,50). Wie kann man das bezahlen, wenn man kein Geld hat?"
David Skinner, Teamleiter des Rohingya-Kriseneinsatzes von Save the Children, rief dazu auf, das Leid der Kinder nicht noch zu vergrößern: "Die Rohingya-Kinder, die sich derzeit in Bangladesch befinden, wurden ihrer Rechte beraubt. Sie wurden gezwungen, unter schrecklichen Umständen zu fliehen. Sie haben Dinge erlebt, die kein Mensch – und schon gar kein Kind – je erleben sollte. Sie sollten nicht zusätzlich bestraft werden, indem ihnen auch ihr Recht auf Bildung verweigert wird. Das Mindeste, was die Welt tun kann, ist sicherzustellen, dass sie nicht noch mehr benachteiligt werden."
Die derzeitige Situation, in der neben Bildungschancen auch Möglichkeiten zu legaler Arbeit fehlen, macht die Rohingya-Flüchtlinge abhängig von Hilfe. Insbesondere Kinder werden dadurch leicht Opfer von Ausbeutung, so die NGOs.
Dipankar Datta, Oxfams Landesdirektor in Bangladesch, wies auf die besonderen Nöte von Mädchen und Frauen hin. "Rohingya-Mädchen werden auf ihrem Bildungsweg große Steine in den Weg gelegt, besonders wenn sie in die Pubertät kommen. Rohingya-Frauen finden in den Flüchtlingscamps kaum Arbeit. Das erschwert vor allem alleinerziehenden Müttern sehr, ihre Kinder zu versorgen. Die Geberländer und die Regierung von Bangladesch sollten dafür sorgen, die Verdienst- und Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen und Mädchen zu verbessern, um sie vor Missbrauch und Ausbeutung zu schützen und ihren Familien eine bessere Zukunft zu ermöglichen."
Quelle: www.worldvision.de