pro wildlifeMünchen. - Islands Fischereiminister hat neue Walfangquoten für die kommenden fünf Jahre freigegeben. 209 Finnwale und 217 Zwergwale dürften laut neuer Verordnung jährlich gejagt werden. Damit werde die Quote für die gefährdeten Finnwale um 55 Tiere jährlich erhöht, berichtete die Artenschutzorganisation Pro Wildlife am Mittwoch in München.

"Islands Regierung beruft sich auf eine äußerst umstrittene Studie und untergräbt internationale Schutzbestimmungen für Wale", erklärte Sandra Altherr von Pro Wildlife. "Mit dem Auslaufen der Quoten in diesem Jahr hätte die Regierung die Chance zu einer Trendwende gehabt".

Bereits im Januar 2019 wurde eine Studie der Universität Island veröffentlicht, die die Wale als Hauptverantwortliche für den Fischrückgang identifizierte und einen Ausbau des Walfangs empfahl. Die Universität brachte hierfür sogar weitere Walarten wie Pott- und Buckelwale wieder ins Spiel. Isländische Medien haben nun berichtet, dass Islands Finnwal-Jäger Kristjan Loftsson zuvor sechs Millionen isländische Kronen (etwa 44.000 Euro) an just diese Universität gezahlt hat – für eine Studie zur Verwendung von Walgelatine unter anderem für medizinische Zwecke.

"Die Ergebnisse der Universität Island haben nicht nur uns verwundert und entsetzt. Die nun bekannt gewordenen finanziellen Zuwendungen durch den Millionär Loftsson stellen die Glaubwürdigkeit der Studien dieser Universität zum Thema Walfang noch mehr in Frage. Es ist skandalös, dass das Fischereiministerium sich hierauf beruft und die Finnwalquoten erhöht. Für uns ist das ein abgekartetes Spiel", sagte Altherr.

Da das Fleisch in Island kaum Abnehmer finde, habe Loftsson in der Vergangenheit große Mengen Finnwal nach Japan exportiert, berichtete Pro Wildlife. Nachdem die Gesundheitsbehörden Japans einen Großteil der Ware zurückgewiesen hätten, habe Loftsson den Fang ausgesetzt. Im vergangenen Jahr habe er die bisherige Fangquote von 154 Finnwalen wieder nahezu voll ausgeschöpft und suche nach neuen Geschäftsmodellen. Dazu zählten Nahrungsergänzungsmittel und Walbier. Mit Japans Beschluss, die Waljagd in der Antarktis und auf hoher See im Nordpazifik einzustellen, hoffe Loftsson nun auf bessere Absatzchancen in Japan.

217 Zwergwale werden jährlich zum Abschuss durch Islands Fischer freigegeben. Da die Bevölkerung Islands das Fleisch kaum mehr essen will, so Pro Wildlife, haben die Fischer die Zwergwalquote in der Vergangenheit kaum ausgeschöpft – zwischen sechs und 58 Tiere pro Jahr wurden in den vergangenen zehn Jahren gefangen. Allerding habe sich mit dem boomenden Tourismus auf der Insel ein neuer Absatzmarkt für Walfleisch eröffnet. "In vielen Restaurants wird Walfleisch extra für Touristen angeboten und beworben", so die Pro Wildlife Sprecherin. "Zahllose Urlauber probieren das Fleisch im Glauben, etwas Authentisches zu erleben. In Wirklichkeit finanzieren sie das blutige Schlachten der Wale mit Explosivharpunen".

Island ist neben Japan und Norwegen eines von drei Ländern, das noch immer Großwale für kommerzielle Zwecke fängt und damit das Walfangmoratorium der Internationalen Walfangkommission (IWC) ignoriert. Im vergangenen September hatte die Europäische Union per Demarche die neue Regierung in Island aufgefordert, die Fangquoten nicht zu erneuern. "Islands Regierung erlaubt weiterhin einem Millionär, gefährdete Finnwale zu jagen, obwohl die internationale Staatengemeinschaft sowohl Jagd als auch Handel mit Großwalen verbietet. Die historische Chance, diesem Treiben endlich ein Ende zu setzen, wurde vertan", erklärte Altherr.

Quelle: www.prowildlife.de 


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