Würzburg. - Tuberkulose (TB) ist und bleibt eines der drängendsten Gesundheitsprobleme weltweit. Auch 2017 war die Infektionskrankheit wieder eine der zehn häufigsten Todesursachen: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben rund 1,6 Millionen Menschen an TB, rund zehn Millionen infizierten sich neu, darunter eine Million Kinder. Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe fordert anlässlich des Welt-Tuberkulose-Tags am 24. März, das politische und finanzielle Engagement umgehend deutlich auszuweiten.
Die internationale Staatengemeinschaft hat die globale Krise erkannt: 2015 setzten sich die Vereinten Nationen zum Ziel, sie bis 2030 zu beenden. Die WHO will es mit ihrer "End TB"-Strategie bis 2035 schaffen. Dabei ist man sich einig: Der Kampf gegen TB ist auch ein Kampf gegen Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit und einer für Gerechtigkeit, Gesundheit und Bildung.
"Wenn Tuberkulose früh erkannt und behandelt wird, ist das der beste Schutz vor einer Ausbreitung", erklärte Burkard Kömm, Geschäftsführer der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, der im September 2018 für das Würzburger Hilfswerk am ersten UN-Sondergipfel zu TB teilnahm. Staats- und Regierungschefs kamen in New York zusammen, um über die notwendigen Schritte zur Bewältigung dieser globalen Gesundheitskrise zu beraten. "Ein uneingeschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung ist entscheidend", so Kömm. Doch in entlegenen Dörfern, in Slums, Flüchtlingscamps oder auch Gefängnissen fehle es an grundlegenden Gesundheitsdienstleistungen. "Ein wesentlicher Schwerpunkt unserer TB-Arbeit liegt daher darin, die Länder dabei zu unterstützen, Lücken in den nationalen Gesundheitssystemen zu schließen."
Die Forderung nach einer Verbesserung der Gesundheitssysteme ist nicht neu. Auch die nach wirksamen, verträglichen und bezahlbaren Medikamenten nicht. Doch angesichts der zunehmenden Resistenzen gegen die standardisierte Antibiotika-Therapie, in deren Folge sich die multiresistente Tuberkulose (MDR-TB) immer weiter ausbreitet, ist sie dringlicher denn je.
"Hohe Kosten, mangelnde Verfügbarkeit und schwerste Nebenwirkungen wie Depressionen oder Hörverlust sind ein großes Problem", so Kömm. "Die Behandlungserfolge bei MDR-TB-Patient*innen liegen lediglich bei 52 Prozent." Es gebe zwar inzwischen besser verträgliche und effektivere Medikamente – aber Schätzungen zufolge haben nur fünf Prozent der MDR-TB-Patient*innen zu ihnen Zugang. Es sei Aufgabe der Regierungen der reichen Länder sowie der arzneimittelproduzierenden- und entwickelnden Unternehmen, die Forschung zu intensivieren und zugleich dafür zu sorgen, dass die neuen Medikamente auch in armen Ländern bezahlbar sind. "Das Überleben eines Betroffenen darf nicht von seinem Wohnort und Geldbeutel abhängen."
Ein Drittel der Weltbevölkerung trägt den Tuberkulose-Erreger, das Mycobacterium tuberculosis, in sich. Das Risiko, dass eine latente TB-Infektion zu einer aktiven TB-Erkrankung ausbricht, steigt, wenn das Immunsystem geschwächt ist.
"Unterernährung ist einer der größten Risikofaktoren, aber auch die Wohnsituation ist relevant", sagte DAHW-Geschäftsführer Burkard Kömm. Leben Menschen auf sehr engem Raum mit schlechten Hygienebedingungen zusammen, begünstige das die Übertragung. Bildung sei ein weiterer Faktor: "Bessere Kenntnisse über das Thema Gesundheit schützen und befähigen zur Selbsthilfe." Würden TB-Betroffene ihre Symptome richtig deuten können, würden sie vermutlich auch früher Gesundheitszentren aufsuchen. Daneben brauche es stabile Einkommen, damit Menschen sich eine gesunde Ernährung, eine angemessene Wohnsituation, Bildung und Gesundheitsvorsorge auch leisten können. Kömm: "Tuberkulose ist eng mit diesen strukturellen und sozialen Determinanten verbunden. Um sie zu beenden, müssen wir multidisziplinäre, intersektorale Wege gehen."
Quelle: www.dahw.de