forum fairer handel 200Berlin. - Während die Kaffeepreise auf dem Weltmarkt auf Tiefstwerte gesunken sind, versammelt sich vom 6. bis 8. Juni das "Who is who" der internationalen Kaffee-Branche auf der "World of Coffee" in Berlin. Die aktuellen Kaffeepreise decken laut eines Marktreports des Kaffeehändlers Volcafe bei rund 60 Prozent der Produzenten nicht einmal die Produktionskosten. Zusätzlich verschärft der Klimawandel die Situation der Kaffeebäuerinnen und -bauern dramatisch. Das Forum Fairer Handel und TransFair appellierten an die Kaffee-Branche, weniger über Nachhaltigkeit zu reden und mehr dafür zu tun – auch im eigenen Interesse.

Kurzfristig könnten die Kaffeekonzerne von niedrigen Preisen in Folge von Spekulationsgeschäften und Rekordernten in großen Anbauländern wie Brasilien oder Vietnam profitieren, so die NGOs. Insbesondere bei Kaffeequalitäten im niedrigen Preissegment herrsche derzeit ein Überangebot. Doch wenn die Bäuerinnen und Bauern nicht bald bessere Preise und mehr Unterstützung im Kampf gegen den Klimawandel erhalten, stünden der Kaffee-Branche düstere Zeiten bevor.

"Von den aktuellen Niedrigpreisen von unter einem Dollar pro Pfund Rohkaffee können Kleinbauernfamilien nicht leben, geschweige denn dringend benötigte Investitionen tätigen", kritisierte Andrea Fütterer, Vorsitzende des Forums Fairer Handel. Junge Leute zögen deshalb in die Städte oder würden ihre Heimatländer verlassen, Baumbestände überalterten. Zusätzlich würden die Staatshaushalte der Erzeugerländer mit den gesellschaftlichen und ökologischen Folgekosten des Kaffeeanbaus belastet. Denn die Kaffeebäuerinnen und -bauern können angesichts der schlechten Bezahlung häufig nicht die Kosten für gesunde und ausreichende Ernährung, Unterbringung, die Schulbildung ihrer Kinder oder deren ärztliche Versorgung bestreiten. Zu den ökologischen Folgekosten gehöre beispielsweise die Wasserverschmutzung durch Düngemittel und Pestizide. Die Branche setze für kurzfristigen Profit die Zukunft des Kaffeeanbaus aufs Spiel.

Der globale Kaffeemarkt sei zutiefst ungerecht, stellten das Forum Fairer Handel und TransFair fest. Während eine Handvoll Kaffeekonzerne von wachsenden Gewinnen profitierten, verbleibe viel zu wenig Wertschöpfung in den Anbauländern. Das belege die aktuelle Studie "Kaffee – eine Erfolgsgeschichte verdeckt die Krise". Deren Zahlen für den deutschen Markt verdeutlichten die Schieflage: Die Einnahmen in den Produktionsländern seien zwischen 1994 und 2017 um zehn Prozent gesunken. Dagegen sei die Wertschöpfung bei Röstern und Händlern in Deutschland im gleichen Zeitraum um 139 Prozent, von 1,52 Milliarden Euro auf 3,63 Milliarden Euro pro Jahr, gestiegen.

"Kaffee ist hierzulande das Lieblingsgetränk Nummer eins. Wenn wir aber zukünftig täglich Kaffee genießen möchten, müssen sich die Anbau- und Handelsbedingungen für die Kaffeebäuerinnen und -bauern dringend verbessern", mahnte Dieter Overath, Geschäftsführender Vorstandsvorsitzender bei TransFair. "Steigende Produktionskosten, erschwerte Anbaubedingungen durch den Klimawandel und gleichzeitig sinkende Preise – die Kaffee-Branche verbaut sich mit dieser Preispolitik die eigene Zukunft."

Die gegenwärtige Machtverteilung entlang der konventionellen Lieferkette begünstige die ungleiche Wertschöpfung massiv. Um das zu ändern, sei deshalb auch die Politik gefragt: "Warum sind Produkte, die auf Kosten von Mensch und Umwelt gehen, so billig? Wenn es die Politik ernst meint damit, Nachhaltigkeitsziele umzusetzen, muss sie faire und ökologische Produkte begünstigen. Deswegen setzen wir uns für die Abschaffung der Kaffeesteuer für fair gehandelten Kaffee ein", erklärte Dieter Overath mit Blick auf die Bundesregierung.

Damit möglichst viele Kaffeebäuerinnen und -bauern bessere Bedingungen erhalten, brauche es zudem übergreifende gesetzliche Regelungen. "Aus diesem Grund plädieren wir für eine gesetzliche unternehmerische Sorgfaltspflicht entlang der Lieferketten. Die Unternehmen müssen dafür Verantwortung übernehmen, dass ihre Produkte unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt werden", sagte Andrea Fütterer.

Der Faire Handel zeige auf, wie faire und nachhaltige Lieferketten aussehen. Er verbessere die Lebensbedingungen der Kleinbäuerinnen und -bauern, indem er sie in ihrer Selbstorganisation und Professionalisierung stärke, die Preisschwankungen am Weltmarkt durch stabile Mindestpreise abfedere und die Kooperativen zusätzlich von Prämien für Fairen Handel und ökologischen Anbau profitierten. Die Studie "Kaffee – Eine Erfolgsgeschichte verdeckt die Krise" empfiehlt insbesondere die Kombination aus biologischem Anbau und Fairem Handel. In Deutschland sind rund drei Viertel des fair gehandelten Kaffees zusätzlich Bio-zertifiziert.

Quelle: www.forum-fairer-handel.de 


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