fianlogo klKöln. - Anlässlich des Internationalen Tages der indigenen Völker (9. August) hat die Menschenrechtsorganisation FIAN Deutschland auf die Besorgnis erregende Situation vieler indigener Gemeinschaften im paraguayischen Chaco hingewiesen. Die individuellen und kollektiven Rechte der Indigenen, darunter das Recht auf Nahrung, würden systematisch verletzt, erklärte FIAN.

Der paraguayische Chaco nimmt den gesamten Westen und Norden des Landes ein. Er besteht aus den Bezirken Boquerón, Alto Paraguay und Presidente Hayes und ist der Ursprungsort verschiedener indigener Gemeinschaften. Diese semiaride Region wird seit langem für Viehzucht genutzt. Seit einigen Jahren wird sie von der Agrarwirtschaft auch als idealer Ort für den Anbau von Soja-Monokulturen angesehen, mit gravierenden Auswirkungen auf die Umwelt und die indigenen Völker.

Zwischen 2001 und 2017 wurden 4,263 Millionen Hektar Wald von einer Gesamtfläche von 22 Millionen Hektar abgeholzt. "Entwaldung, Verschmutzung von Land und Wasser, Erkrankungen durch die Verwendung von Pestiziden sowie Vertreibungen gefährden das Überleben der indigenen Gemeinschaften im Chaco, darunter die Sawohyamaxa und die Yakye Axa", sagte Almudena Abascal, Lateinamerika-Referentin von FIAN Deutschland.

Die Sawohyamaxa kämpfen seit Anfang der 1990er Jahre für die Rückgabe ihres traditionellen Gebiets. Obwohl der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte im März 2006 den Staat Paraguay verurteilte, innerhalb von drei Jahren 14.404 Hektar Land an die Sawhoyamaxa zurückzugeben, ist ihr Kampf um ihr Land noch nicht endgültig gewonnen, so FIAN. So versuche der deutsche Großgrundbesitzer Heribert Rödel, der sich das Land der Sawhoyamaxa für eine Rinderfarm aneignet habe, die Rückgabe durch immer neue Prozesse zu blockieren. 2014 sei Rödel schließlich enteignet worden und die im Urteil angeordneten Zahlungen seien kürzlich geleistet worden. Allerdings stehe die Ausgabe kollektiver Landtitel sowie die Ausstellung gültiger Ausweisdokumente noch aus.

Die Yakye Axa Gemeinschaft gehört zum Volk der Enxet Sur und besteht zurzeit aus 319 Menschen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden sie von britischen Investoren von ihrem traditionellen Land vertrieben. Seit 1993 bemühen sie sich darum, ihr Land zurückzugewinnen. Die Familien siedelten sich dazu an den Grenzen ihres Landes an. 2005 hat der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte den Yakye Axa das Recht auf ihr Land zugesprochen. Doch bis heute hinkt die Regierung laut FIAN bei der Vollstreckung des Urteils hinterher. Erst 2012 erwarb der paraguayische Staat das Land für die Gemeinde, aber die 60 Familien der Yakye Axa können aufgrund des Fehlens eines Zugangswegs bis heute nicht darauf zugreifen.

Quelle: www.fian.de