whh 150Berlin. - Hilfsorganisationen haben vor einer Hungerkrise in der Demokratischen Republik Kongo gewarnt. Hunderttausende Menschen, die aus ihren Häusern in der Provinz Ituri in der DR Kongo geflohen sind, brauchten dringend Nahrung, Wasser, Unterkunft und Medikamente, erklärten elf NGOs, darunter Oxfam und die Welthungerhilfe.

Fünf Monate nach dem Wiederaufleben der Gewalt teilten die Hilfsorganisationen mit, dass Menschen jeden Tag an vermeidbaren Krankheiten sterben. In einer gemeinsamen Erklärung wiesen Aktion gegen den Hunger, AVSI, Danish Refugee Council, Intersos, Mercy Corps, NRC Flüchtlingshilfe, Oxfam, Solidarités International, Tearfund, Trócaire und Welthungerhilfe darauf hin, dass die Menschen ihre Vorräte aufgebraucht haben, ohne dass es eine neue Ernte gibt. Sie beklagten, dass die Nahrungsmittelpreise sich verdoppelt haben, was zu mehr Hunger führe.

Die Mehrheit der Vertriebenen lebt bei Gastfamilien, die selbst arm sind und keine ausreichenden Ressourcen haben. Andere leben unter beengten Bedingungen an öffentlichen Orten wie Kirchen und Schulen oder in überfüllten Notunterkünften. Laut Behörden müssen sich in einigen Fällen bis zu 500 Menschen eine Toilette teilen, während andere schmutziges Wasser trinken, das gefährliche Krankheitserreger enthält. Viele schlafen in notdürftig errichteten Unterkünften, die nur wenig Schutz vor starken Regenfällen bieten. Zudem erhöhen diese Bedingungen das Risiko sexueller Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Seit Mai dieses Jahres sind Hunderte von Menschen bei brutalen Angriffen von bewaffneten Männern in den Gebieten Djugu und Mahagi getötet worden. Um sich zu retten, sind mehr als 360.000 Menschen aus zerstörten Dörfern geflüchtet.

Die Hilfsorganisationen fordern den Schutz aller Zivilisten und ein sofortiges Ende der Gewalt. Beinahe alle Vertriebenen, mit denen sie sprachen, seien Zeugen von Gräueltaten geworden. Die aktuelle Welle der Gewalt habe die Spannungen zwischen den verschiedenen Gemeinschaften neu entfacht – mit verheerenden Folgen. Aus Angst, angegriffen zu werden, könnten die Menschen nicht mehr zu den Märkten fahren. Viele standen kurz vor der Ernte, als sie gezwungen waren, ihre Felder und Ernten zurückzulassen. Damit verlören sie die vierte Ernte in Folge, und es fehle an Nahrung und Einkommen.

Mit dem Beginn der Hunger-Saison hat sich der Preis für Bohnen und andere Grundnahrungsmittel in einigen Orten bereits mehr als verdoppelt. Nahezu die Hälfte der Bevölkerung im betroffenen Gebiet kann sich ohne Hilfe von außen nicht ausreichend ernähren.

Corinne N'Daw, Oxfam-Landesdirektorin in der DR Kongo, berichtete: "Die Lage ist dramatisch: Zahlreiche Kinder leiden an Mangelernährung. Die meisten Menschen haben alles verloren, was sie besitzen und sind Zeugen schrecklicher Gräueltaten geworden. Nun stehen sie vor einem gefährlichen Dilemma. Entweder sie haben nichts zu essen, oder sie riskieren ihr Leben, um auf die Felder zurückzukehren."

Da sich die Menschen über weite Entfernungen in abgelegenen Gebieten verstreut aufhalten, ist es nach Auffassung der Hilfsorganisationen eine große Herausforderung, alle Bedürftigen zu erreichen. In Ituri und anderen von Konflikten betroffenen Gebieten in der DR Kongo wird der größte Teil des humanitären Bedarfs nicht gedeckt, sodass viele Menschen an Krankheiten, Hunger oder Erschöpfung sterben. Die Situation in Ituri stellt eine von mehreren humanitären Krisen in der DR Kongo dar, zu denen auch der Ausbruch von Ebola zählt, der vor drei Monaten zu einem internationalen Notstand erklärt wurde.

"Der Aktionsplan für humanitäre Hilfe für 2019 ist derzeit nur zu 35% finanziert, was die Reaktionsfähigkeit der Hilfsorganisationen erheblich beeinträchtigt. Diese Krise, aufgrund derer seit Jahresanfang mehr als 360.000 Menschen vertrieben wurden, wird langfristig verheerende Auswirkungen auf die gesamte Region haben", stellte Louis Dorvilier, Landesdirektor der Welthungerhilfe in Goma, klar.

Quelle: www.welthungerhilfe.de