Osnabrück. - In Madagaskar schürfen etwa 11.000 Mädchen und Jungen unter härtesten Bedingungen das Mineral Mica. Sie stellen mehr als die Hälfte der 20.000 Arbeiter in den Mica-Minen des Landes. Die jüngsten sind gerade fünf Jahre alt. Größere Kinder kriechen in die von Arbeitern gegrabenen Schächte und Stollen und schleppen das Mineral an die Oberfläche. Jüngere Kinder sortieren die Ausbeute nach Größe. Immer wieder brechen Stollen ein, es kommt zu schweren Verletzungen und Todesfällen. Das Kinderhilfswerk terre des hommes hat die Arbeitsbedingungen in den Mica-Minen von Madagaskar untersucht und recherchiert, in welche Länder das Mineral exportiert wird.
Kinder, die das Mineral sortieren und brechen, weisen massive Schnittverletzungen an den Händen auf, so terre des hommes. Erwachsene wie Kinder leiden in der großen Hitze unter Kreislaufproblemen und wegen der Staubentwicklung unter Atemwegserkrankungen. Am Ende eines Arbeitstages kaufen Agenten das Mica für etwa vier Cent pro Kilo. Kinder kommen auf einen Tageslohn von etwa 20 Cent, gerade genug für ein einfaches Frühstück.
Mica aus Madagaskar wird wegen seiner isolierenden Eigenschaften vor allem zur Herstellung von Kabeln für Elektrogeräte genutzt. 87 Prozent der Micaproduktion aus Madagaskar, so terre des hommes, werden nach China exportiert und verarbeitet zum Beispiel von Panasonic (Japan), Fujikura (ein Hersteller von Kabeln für Elektrogeräte, Telekommunikation und Autos), der Prysmian Group (Kabelhersteller, zu den Eignern gehört die niederländische Firma Dutch Draka), Van Roll und Isovolta (beide Teil einer Schweizer Holding).
"Unternehmen kommen ihrer Pflicht nicht nach, sorgfältig zu prüfen, ob Kinder für ihre Produkte ausgebeutet werden", sagte Albert Recknagel, Vorstandssprecher von terre des hommes. "Wir fordern Unternehmen dringend auf zu klären, wo ihre Rohstoffe herkommen und umgehend dafür zu sorgen, dass Zulieferer keine Kinder ausbeuten und grundlegende Sicherheitsstandards sofort umgesetzt werden." Auch die Regierung von Madagaskar trage Mitverantwortung. Sie habe nach Aussagen des Bergbauministeriums allerdings kaum Mittel, um die Minen zu kontrollieren. Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt.
Das Mineral Mica wird wegen seiner dekorativen Eigenschaften in Kosmetik und Autolacken verarbeitet und wegen seiner isolierenden Eigenschaften in Elektronik. Bereits im Jahr 2014 konnte terre des hommes massive Kinderarbeit in der indischen Micaindustrie nachweisen. Daraufhin gründete sich im Jahr 2017 die internationale "Responsible Mica Initiative", in der sich Unternehmen wie BASF, L'Oréal und Merck zusammenschlossen, um Kinderarbeit zu beenden.
Quelle: www.tdh.de