germanwatch 150Madrid. - Zum ersten Mal in der 14-jährigen Geschichte des Klima-Risiko-Index gehört Deutschland zu den drei am stärksten von Extremwetter betroffenen Staaten weltweit. Wie der am Mittwoch beim Klimagipfel vorgestellte Index der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch zeigt, forderten die Hitzewellen im Jahr 2018 mehr als 1.200 Todesopfer und verursachten in Kombination mit der Rekorddürre Schäden in Höhe von rund 1,3 Milliarden US-Dollar (ca. 1,2 Mrd. Euro) in Kaufkraftparitäten. Die Gesamtschäden durch Wetterextreme in Deutschland beliefen sich auf rund 4,5 Mrd. Euro.

Nur Japan und die Philippinen waren im vergangenen Jahr noch stärker von Extremwettern betroffen als Deutschland. Im Langfrist-Index, der die Jahre 1999 bis 2018 betrachtet, sind Puerto Rico, Myanmar und Haiti die am massivsten von Stürmen, Überflutungen und Dürren heimgesuchten Staaten.

"Der Klima-Risiko-Index zeigt, dass massive Klimawandelfolgen weltweit zunehmen - sie treffen immer öfter auch Industrienationen wie Deutschland oder Japan. Folgen von Extremwetter wie Dürren, Überflutungen oder Hitzewellen führen auch hierzulande zu Todesopfern und großen Schäden", sagte Maik Winges, einer der Autoren des Index. "Im Vergleich sind aber die ärmsten Staaten der Welt den noch größeren Risiken ausgesetzt. Vor allem, weil sie bisher kaum Hilfe für erlittene Schäden und Verluste von den Hauptverursachern des Klimawandels bekommen." Zudem würden in diesen Ländern bereits die heutigen Schäden und Verluste wegen der schlechteren Datenlage eher unterschätzt. So fehle es beispielsweise in Teilen Afrikas bisher an umfassenden Informationen über Hitzeschäden.

Im Langfrist-Index der vergangenen 20 Jahre sind sieben der zehn am stärksten betroffenen Staaten Entwicklungsländer mit niedrigem oder niedrigem mittleren Einkommen. Die an der Spitze des Index geführte Insel Puerto Rico ist ein Beispiel für die wachsende Zahl von Ländern, in denen ein einziger verheerender Hurrikan so massive Schäden hinterlässt, dass weite Regionen viele Jahre für den Wiederaufbau brauchen.

Daneben gibt es aber noch einen weiteren Trend: "Wir beobachten in Ländern wie Haiti, den Philippinen oder Pakistan in so kurzen Abständen wiederkehrende extreme Wetterlagen, dass diese Länder kaum Gelegenheit haben, sich nach Wetterkatastrophen zu erholen. Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass arme Länder nicht nur bei der Anpassung an den Klimawandel, sondern auch bei nicht mehr vermeidbaren Schäden und Verlusten Unterstützung von den Hauptverursachern des Klimawandels erhalten", sagte Vera Künzel, Co-Autorin des Index. “Dieser Klimagipfel muss Antworten finden auf die Frage, wie der Umfang der benötigten Unterstützung in armen Ländern regelmäßig ermittelt wird und wie dann die benötigten finanziellen Hilfen aufgebracht werden."

Der Klima-Risiko-Index für das Jahr 2018 zeigt insbesondere die verheerenden Folgen von außergewöhnlichen Hitzewellen und Dürren. Besonders betroffen waren davon neben Deutschland auch Japan und weite Teile Indiens. Jüngste Studien haben den lange nachgewiesenen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der Anzahl sowie Intensität von Hitzewellen erneut bestätigt. In weiten Teilen Europas zum Beispiel ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Hitzewellen heute bis zu 100 mal größer als noch Anfang des 20. Jahrhunderts.

In Deutschland forderte die Hitze 1.234 Todesopfer und verursachte in Kombination mit der lang anhaltenden Dürre über 1,3 Milliarden US-Dollar an Schäden in Kaufkraftparitäten. Das Umweltbundesamt beziffert allein die landwirtschaftlichen Schäden in Deutschland 2018 auf rund 700 Mio. Euro. Insgesamt verzeichnete Deutschland 2018 rund 5 Mrd. US-Dollar (4,5 Mrd. Euro) Schäden durch Wetterextreme. Hauptursachen waren neben Hitze und Dürre mehrere schwere Stürme, insbesondere die Orkantiefs Friederike im Januar und Fabienne im September.

Weltweit forderten über 12.000 extreme Wetterereignisse in den vergangenen 20 Jahren knapp 500.000 Todesopfer und verursachten rund 3,5 Billionen US-Dollar Schäden (in Kaufkraftparitäten).

Quelle: www.germanwatch.org