Berlin. - Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) ist zu einer Reise nach Bangladesch und Indien aufgebrochen. Im Zentrum der Reise stehen die Arbeitsbedingungen in globalen Lieferketten, insbesondere im Textilsektor, der Kampf gegen Kinderarbeit in der Region sowie die Lage der Rohingya Flüchtlinge. Das hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) am Montag mitgeteilt.
"Menschrechte sind unteilbar. Aber immer noch müssen 150 Millionen Kinder weltweit unter teils ausbeuterischen Bedingungen arbeiten", erklärte Entwicklungsminister Müller. "Für Millionen Arbeiter gibt es weder Arbeitssicherheit noch existenzsichernde Löhne. 75 Millionen Menschen arbeiten in der Textilindustrie – häufig unter katastrophalen Bedingungen. Das hat uns in Bangladesch die fürchterliche Katastrophe von Rana Plaza vor Augen geführt, bei der 1.136 Menschen starben. Mehr Konsum bei uns darf nicht zu weniger Menschenrechten bei anderen führen. Wir müssen Globalisierung gerecht gestalten. Deswegen haben wir mit dem Grünen Knopf das erste staatliche Textilsiegel eingeführt, damit sich die Menschen in Deutschland beim Einkauf für sozial und ökologisch hergestellte Hosen, Rucksäcke oder T-Shirts entscheiden können."
Bangladesch ist weltweit der zweitgrößte Textilproduzent, Deutschland der wichtigste Abnehmer von Textilien aus Bangladesch. Minister Müller wird nach BMZ-Angaben zwei Textilfabriken besichtigen, von denen eine nach den Standards des staatlichen Textilsiegels "Grüner Knopf" produziert. Das Entwicklungsministerium arbeitet darüber hinaus mit der Regierung an der Verbesserung und Durchsetzung der Gesetze zur Gebäudesicherheit und zum Arbeitsschutz und unterstützt Textilfabriken dabei, die Produktionsbedingungen zu verbessern. Zudem konnte der gesetzliche Mindestlohn im Textilbereich auf 95 US-Dollar angehoben werden (zum Vergleich Äthiopien: 26 US-Dollar).
In der Hauptstadt Dhaka führt Minister Müller Gespräche mit Premierministerin Sheikh Hasina und Außenminister Abdul Momen. Weiteres Thema der Reise ist die Situation der Rohingya Flüchtlinge in Bangladesch. Eine Million Rohingya sind aus Myanmar nach Bangladesch geflohen. Die meisten von ihnen leben im Flüchtlingslager Kutupalong, einem der größten weltweit. Viele Menschen sind traumatisiert.
Minister Müller: "Nach Syrien findet bei den Rohingya eine der größten Flüchtlingstragödien statt. Myanmar muss alles tun, um die Rohingya zu schützen und ihnen eine freiwillige Rückkehr zu ermöglichen. Die Weltgemeinschaft muss hier viel entschiedener auftreten und mehr Interesse am Schicksal der Rohingya nehmen. Die deutsche Entwicklungspolitik wird ihr Engagement für die Rohingya-Flüchtlinge und die aufnehmenden Gemeinden in Bangladesch daher 2020 weiter ausbauen."
Anschließend reist Entwicklungsminister Müller weiter nach Indien. Das Land ist die drittgrößte Volkswirtschaft und wird in wenigen Jahren das bevölkerungsreichste Land der Erde sein. Aber noch immer leben 175 Millionen Menschen in extremer Armut.
"Indien ist unser globaler Partner – entscheidend für Stabilität, den globalen Klimaschutz und die Welternährung", sagte Müller. "Der zunehmende Wohlstand ist aber ungleich verteilt. In einem Land, das eine Raumsonde zum Mond schießen kann, müssen immer noch 10 Millionen Kinder arbeiten. Häufig für uns in Europa, zum Beispiel um Grabsteine zu schlagen oder Teppiche zu knüpfen. Kinder gehören in die Schule. Gemeinsam mit Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi arbeiten wir daran, diesen Kindern eine echte Chancen zu geben."
Müller wird landwirtschaftliche Betriebe zum Reis- und Teeanbau sowie einen Steinbruch im Bundesstaat Assam besichtigen. In der Hauptstadt Neu-Delhi besucht er gemeinsam mit Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi eine Unterkunft für misshandelte Kinder.
Zum Abschluss spricht Minister Müller mit Premierminister Modi und Energieminister Kumar Singh, unter anderem auch über den Ausbau Erneuerbarer Energien in Indien.
Quelle: www.bmz.de