München. - Zum Tag des Artenschutzes am 3. März hat die Artenschutzorganisation Pro Wildlife vor den Gefahren des Wildtierhandels gewarnt. Neuartige Viren wie Corona, SARS, MERS oder Ebola, die von Tieren auf Menschen übertragen wurden, verdeutlichten die Gefahren des Wildtierhandels für den Menschen. Zudem bedrohe der Handel mit Millionen Wildtieren und ihren Körperteilen, sei es als exotische Heimtiere, als vermeintliche Medizin oder als Lebensmittel, die Artenvielfalt in aller Welt.
"Wildtiere sind keine Konsumartikel. Die hemmungslose Plünderung muss endlich ein Ende haben, denn sie bedroht die Artenvielfalt und damit die Ökosysteme, von denen auch wir Menschen abhängig sind", erklärte Daniela Freyer von Pro Wildlife. "Wir fordern die EU auf, den Wildtierhandel endlich massiv zu beschränken."
Das vermutlich von Wildtieren auf einem chinesischen Markt auf Menschen übertragene Coronavirus hält derzeit die Welt in Atem. In China werden unzählige Wildtierarten als Lebensmittel und vermeintliche Medizin konsumiert, die Zustände auf Märkten und Zuchtfarmen, auf denen verschiedenste Arten auf engstem Raum und unter unhygienischen Bedingungen zusammengepfercht sind, begünstigen die Entstehung neuartiger Viren und die Übertragung von Krankheiten. China hat auf diese Gesundheitsgefahr reagiert und am 24. Februar den Handel und Verzehr der meisten Wildtiere dauerhaft verboten.
Auch die Europäische Union steht in der Verantwortung: Sie ist einer der größten Absatzmärkte für lebende Wildtiere, die als exotische Heimtiere gehalten werden, sowie für bestimmte Produkte aus Wildtieren. Ein Großteil des Handels wird allerdings bislang weder erfasst noch beschränkt. Das gilt sogar für Arten, die laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) bedroht sind. Nicht nur der illegale Handel, sondern der massenhafte, legale Handel nach und in Europa ist aus der Sicht von Pro Wildlife problematisch. Denn der Großteil der gehandelten Arten unterliegt keinen internationalen Schutzbestimmungen und kann damit ohne jegliche Beschränkung gehandelt werden.
"Chinas Entscheidung, Handel und Konsum von Wildtieren zu verbieten, ist richtig. Die EU erlaubt jedoch weiterhin die Einfuhr lebender und toter Wildtiere, auch aus Fernost", kritisierte Freyer. "Wir führen Tiere aus der ganzen Welt nach Europa ein, die in ihren Heimatländern wild gefangen wurden. Im Lauf der Handelskette kommen die verschiedensten Arten miteinander in Kontakt, was die Entwicklung neuer Erreger begünstigt. Von Tieren übertragene Krankheitserreger machen aber vor Grenzen nicht Halt. Es ist fahrlässig, dass dieser Handel bisher kaum reguliert ist", so die Pro Wildlife Sprecherin.
Neben der Dezimierung von Wildbeständen birgt die bislang weitgehend unkontrollierte Einfuhr von Wildtieren und –pflanzen auch erhebliche Gefahren, indem potentiell invasive Arten sowie Krankheitserreger eingeschleppt werden, die für heimische Arten, Menschen und Nutztiere gefährlich sind. Besorgniserregende Beispiele für die Übertragung von Krankheitserregern auf heimische Wildtiere sind zwei Pilzkrankheiten, die offenbar über den Handel mit Tieren aus Asien nach Europa kamen und heimische Amphibien befallen. Der Erreger des sogenannten Salamanderfressers (Batrachochytrium salamandrivorans) hat in Deutschland, Belgien und Holland die Bestände von Salamandern bereits massiv dezimiert.
Der Weltbiodiversitätsrat IPBES hat 2019 die direkte Ausbeutung von Wildtieren sowie die Einschleppung invasiver Arten als zwei von fünf Hauptursachen für das derzeitige Massenartensterben identifiziert. Um das mögliche Aussterben von mehr als einer Million Arten zu verhindern, wird ein "transformativer Wandel" gefordert – geschehen ist seither allerdings nichts.
"2020 ist ein Schlüsseljahr für den Artenschutz. Wir brauchen auch in Deutschland und Europa endlich Gesetze, die den Gefahren des Wildtierhandels für den Artenschutz und die Gesundheit von Mensch und Tier Rechnung tragen", sagte Freyer.
Quelle: www.prowildlife.de